Hallo, habe im Internet (Heimatgeschichte) gelesen, dass Frauen, die mit dem Befüllen von Granaten beschäftigt waren, durch Phosphor ihre Haut verätzten. Für Phosphormunition wird Phosphor und Kautschuk benötigt. Da die Deutschen im Krieg ein Problem mit der Beschaffung von Kautschuk hatten, nehme ich an, dass keine Phosphorgranaten hergestellt worden sind und die Überlieferungen in der Heimatliteratur falsch sind. Habt ihr dazu vielleicht andere Informationen oder könnt ihr meine Annahme bestätigen? Gruß Landstürmer
Hallo Lanstürmer Ich kann im englischen Sanitätsbericht keinen Hinweis auf Phosphorverbrennungen finden. Keine Wunden - keine Waffe? In GB gab es die so genannten „Canary Girls“, die in den Munitionsfabriken arbeiteten. Ich nehme an, daß die Hautkrankheiten, die die Arbeiter in den Fabriken erlitten ziemlich ähnlich waren. Vielleicht ist der Umgang mit Phosphor und z.B. Kordit im Laufe der Jahre verwechselt worden. https://en.wikipedia.org/wiki/Canary_Girls Dank DeepL: Munitionsfabriken stellten Kordit und TNT her, und die Arbeiter, die mit TNT arbeiteten, waren dem Risiko ausgesetzt, zu "Canary Girls"[3] zu werden, d. h. sie waren giftigen Chemikalien ausgesetzt, die ihre Haut und ihre Haare gelb färbten, daher der Spitzname.[4] Neben der gelben Hautverfärbung berichteten die Arbeiter in den Munitionsfabriken auch über Kopfschmerzen, Übelkeit und Hautreizungen wie Nesselsucht.[5] Infolgedessen waren die Fabriken gezwungen, die Belüftung zu verbessern und die Arbeiter mit Masken auszustatten.[6] Auswirkungen der Arbeit mit TNT Die Granaten wurden mit einem Gemisch aus TNT (dem Sprengstoff) und Kordit (dem Treibmittel) gefüllt. Obwohl diese Bestandteile als gesundheitsgefährdend bekannt waren, wurden sie von Hand gemischt und kamen so in direkten Kontakt mit der Haut der Arbeiter. Die Chemikalien im TNT reagierten mit dem Melanin der Haut und verursachten eine gelbe Pigmentierung, die die Haut der Munitionsarbeiter verfärbte. Dies war zwar unangenehm, aber nicht gefährlich, und die Verfärbung verblasste mit der Zeit ohne langfristige gesundheitliche Folgen[5]. Eine schwerwiegendere Folge der Arbeit mit TNT-Pulver war eine Lebertoxizität, die zu Anämie und Gelbsucht führte. Dieser als "toxische Gelbsucht" bezeichnete Zustand führte zu einer andersartigen Gelbfärbung der Haut. Im Ersten Weltkrieg wurden bei Munitionsarbeitern vierhundert Fälle von toxischer Gelbsucht registriert, von denen hundert tödlich verliefen[4]. Im Jahr 1916 führte die Regierung eine medizinische Untersuchung durch, um die Auswirkungen von TNT auf die Munitionsarbeiter genau zu untersuchen. Die Forscher konnten ihre Daten sammeln, indem sie als weibliche medizinische Offiziere in den Fabriken eingesetzt wurden. Sie fanden heraus, dass sich die Auswirkungen des TNT grob in zwei Bereiche einteilen lassen: reizende Symptome, die hauptsächlich die Haut, die Atemwege und das Verdauungssystem betreffen, und toxische Symptome, darunter Übelkeit, Gelbsucht, Verstopfung, Schwindel usw.[7]. Es ist möglich, dass die Reizsymptome zum Teil auch durch das in der Muschelmischung enthaltene Kordit verursacht wurden, obwohl dies erst Jahre später festgestellt wurde[8]. Gruß Charlie
Hallo Charlie, das ist ja ein aussagekräftiger Beitrag, der für mich keine Fragen offen läßt. Vielen Dank dafür! Die Gefährlichkeit von Phosphor des 2. Weltkrieges wird dann von den Autoren wohl auch auf den 1. Weltkrieg übertragen worden sein. Es wird sich tatsächlich, wie du schon Eingangs erwähntes, um Kordit oder Schießbaumwolle gehandelt haben. Gruß Wolfgang
Hallo, Deutsche Brandgranaten enthielten nicht Phosphor, soweit bekannt. Aber trotzdem wurde Phosphor verwendet, z.B. bei den 17 cm Gelbkreuz (sogen. Yperit) Gas-Minen. Um die Treffpunkte zu beobachten, enthielt diese Mine (Minenwerfer-Geschoß) einen Rauchkörper bestehend aus 29 g Phosphor. Mehr in Schmidt-Tapken "Deutsche Artillerie- und Minenwerfer-Munition 1914-1918". Gruß, Thierry
Hallo! Im Buch "Der Gaskrieg 1914-1918" (Martinetz) habe ich Phosphor nur 1x gefunden. Nämlich in der 10,7kg Gasmine "Gelbkreuzmine" (17cm - mittlere Gasmine). Kennzeichnung: 2 gelbe Kreuze. Sie bestand aus 83% S-Lost, 12% Chlorbenzol und einer raucherzeugenden Substanz aus rotem Phosphor, Paraffin und Arsen). Schmid-Tapken (Deutsche Artillerie- und Minenwerfer-Munition 1914-1918) schreibt aber, sie hätte zwei gelbe Ringe statt Kreuze.
Roter Phosphor ist relativ ungefährlich. Nur beim Einatmen von Partikeln, die mit gelben bzw. weißen Phosphor verunreinigt sind, kommt es zu einer Langzeitvergiftung. Eine ätzende Wirkung auf der Haut hat roter Phosphor nicht. (Quelle Internet) Also wird es sich bei der Aussage in der oben genannten Heimatliteratur um Hörensagen handeln. Tatsächlich war dann wohl Schießbaumwolle oder Kordit (wie von Charlie geschrieben) in den zu füllenden Granaten. Gruß Landstürmer
Hallo Wolfgang! Vielen Dank! Da habe ich keine Ahnung von. Ich konnte nur zitieren. Chemie war noch nie mein Ding. Meine Ex sagte auch immer, daß die Chemie zwischen uns nicht stimmt...
Hallo Andreas, ich wollte dich nicht belehren. Von Chemie habe ich auch kaum Ahnung. Mein Wissen stammt aus dem Internet. Gruß Wolfgang
Hallo, wer sich intensiv mit der Toxikologie der verwendeten Sprengstoffe auseinandersetzen möchte, findet auf diesen Seiten eine Unmenge an Informationen: http://www.r-haas.de/v17.html http://www.r-haas.de/v11.html Gibt da noch weitere Schriften dort. Dort sind praktisch alle Sprengstoffe, Mischungen usw. erfasst, mit ihrer physischen Form und den Auswirkungen auf lebende Körper. Eigentlich ist da praktisch alles hochgradig giftig, ganz besonders das Dinitrobenzol. In Granaten als Ersatzsprengstoff und den Stielhandgranaten als Beimengung verwendet worden. Riecht stärker nach Bittermandel, heute noch teilweise wahrzunehmen an den verrotteten Töpfen, die im Felde heute z.T. noch rumliegen. Viele Grüße, Dierk