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Rest einer Gasgranate

Dieses Thema im Forum "Bekannte Gegenstände" wurde erstellt von Landstürmer, Dez. 31, 2017.

  1. Landstürmer

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    Auf dem Foto ist ein Granatenrest mit einer leeren Glasflasche zu sehen. In komplettem Zustand ist die Flasche mit Reizgas gefüllt. Die dünnwandige Granate und die Glasflasche zerplatzten beim Aufschlag im Ziel. Vermutlich war der Inhalt mit Xylylbromid gefüllt. Dieser zunächst flüssige Stoff beginnt ab 20°C seinen Aggregatzustand zu ändern und wird gasförmig. Dies bewirkt eine starke Reizung der Schleimhäute. Besonders die Augen sind davon betroffen. In Deutschland wurde es als Fliedergas (ich vermute wg. des Geruches) bezeichnet.

    Im Januar 1915 zum ersten Mal im Osten getestet, zeigte die neue Waffe kaum Wirkung wegen der zu niedrigen Außentemperatur. Im März 1915 erfolgte ein zweiter Versuch im Westen, der mehr Wirkung zeigte. Die Granaten wurden danach zusammen mit normalen Sprenggranaten verschossen, damit die Ausgasungswolke im Pulverdampf nicht so leicht zu erkennen war.

    Gruß

    Landstürmer
     

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  2. Ruhrpottpreuße

    Ruhrpottpreuße Administrator Mitarbeiter AbzeichenAdmin

    Auch mal interessant!
    Falls mal jemand selber so etwas herstellen will; für Xylylbromid braucht man 1 Gewichtsteil Xylol und 1,5 Gewichtsteile Brom bei einer Zulaufgeschwindigkeit von 80-100kg/Stunde.
    Es wurde in England als Elder-Gas bezeichnet.
    Für Menschen ist es gefährlich bei einer Mischung von 15 Kubikmilimeter pro Kubikmeter Luft bei einem Kontakt von einer Minute.
    Eine heilbare Kampfunfähigkeit bestand bei 1,8mg/1 qm Luft.
    Tödlich ist es bei 6000mg/1 qm Luft pro Minute
    Xylylbromide wurden von deutscher Seite mit 15cm T-Granaten (Kennzeichnung schwarz oder grün) verschossen.
    Bei Gasminen wurde auf die 7,6cm leichte Gasmine mit einer Füllung von 0,75kg zurückgegriffen. Kennzeichnung 1 gelber Ring bei einer B-Mine.
     
    Zuletzt bearbeitet: Dez. 31, 2017
  3. Mainschiffer

    Mainschiffer Sponsor AbzeichenSponsor

    Und was ist eine T-Granate?
    Stefan
     
  4. Ruhrpottpreuße

    Ruhrpottpreuße Administrator Mitarbeiter AbzeichenAdmin

    Hallo Stefan!
    T war die Bezeichnug für spezielle Kampfstoffe.
    T-Grün-Stoffe waren Xylybromide, Xylyenbromide/Bromaceton oder Brommethylethylketon in der T-Granate "grün",
    T-Stoffe waren Xylybromide, Xylolenbromide in T-Granaten "schwarz"
    Eine B-Mine war eine Mine für einen B-Stoff (Bromaceton und bromierte Ketone oder Brommethylethylketon)

    Jetzt frag aber bitte keiner, was der Unterschied zwischen Xylylbromide und Xylylenbromide ist...
     
    Zuletzt bearbeitet: Dez. 31, 2017
  5. Mainschiffer

    Mainschiffer Sponsor AbzeichenSponsor

    Vielen Dank für die Erläuterung Andreas.
    Stefan
     
  6. Ruhrpottpreuße

    Ruhrpottpreuße Administrator Mitarbeiter AbzeichenAdmin

    Ich habe die Infos aus dem Buch "Der Gaskrieg 1914-1918" (Dieter Martinez)
    Ich muß aber zugeben, daß ich keine Ahnung von dem habe, was ich geschrieben habe...
    Das einzige, wovon ich zu dem Thema Ahnung habe ist das, was passiert, nachdem es Bohnen gab oder nach überhöhten Flüssighopfengenuß...
    [​IMG]
     
  7. Landstürmer

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    Eine Granate die auf Forschungen des Chemikers Hans Tappen beruhte und deshalb auch T-Granate genannt wurde. (Quelle: Wiki)
    Gruß
    Landstürmer
     
  8. Ruhrpottpreuße

    Ruhrpottpreuße Administrator Mitarbeiter AbzeichenAdmin

    Interessant! Das wußte ich nicht. Vielen Dank, Wolfgang!
     
  9. fuchsi

    fuchsi Sponsor AbzeichenSponsor

    Die ersten Versuche fanden bei Bolimow statt. Und war auf Grund der besonderheiten der neuen Waffe nicht sehr erfolgreich. Prof Haber war dann bei weiteren Versuchen auch anwesend. Dieser Frontabschnitt ist Gegenstand einer archeologischen Erforschung über Bodenartefakte des 1.WK nach dem halben Jahr Stellungskrieg an der Bzura-Rawka. Ich habe die Hoffnung, dass Frau Dr. Zalewska ihr Buch auch in englisch herausgeben wird. Mein klitzekleiner Anteil besteht/bestand im Rumkrauchen im Gelände und Übersetzungshilfe.
    Grüße
     
  10. Landstürmer

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    Hallo fuchsi,
    hört sich sehr interessant an. Sind an der Bzura-Rawka noch Stellungsreste? Wäre schon, wenn Du uns über Dein Rumkrauchen dort ein wenig mehr erzählen könntest.

    Gruß
    Landstürmer
     
  11. fuchsi

    fuchsi Sponsor AbzeichenSponsor

    Na Hallo,
    da müsste ich mal bei Gelegenheit meinen nun schon 10-jährigen Aufenthalt resümieren ;-)
    Stellungsreste sind noch da, aber eigentlich nur noch für "Kenner" sichtbar. Und diese Stücke sind betimmt schon zig-Mal mit der Sonde heimgesucht worden :-( Das Projekt von Frau Dr. Zalewska befindet sich in der Endphase und somit kann ich hier nicht viel zeigen. Also mehr was persönliches :)
    2015 haben wir bei einer Reeactement Veranstaltung Prof. Haber getroffen, ein weiteres Bild ist am Erinnerungsstein von einer MW-Kompanie, eins zeigt die Reste einer Jacke bei einer archäologischen Ausgrabung und ein Begräbnis von 4 russischen Soldaten, deren Überreste bei Straßenbauarbeiten gefunden wurden und nach unangenehmen Behördengezerre doch zu ihren Kollegen dazu gebettet werden konnten.
    Grüße
    fuchsi
     

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  12. Landstürmer

    Landstürmer Sponsor AbzeichenSponsor

    Hallo fuchsi,
    danke für die Fotos und Deinen Textbeitrag!
    Gruß
    Landstürmer
     
  13. Ruhrpottpreuße

    Ruhrpottpreuße Administrator Mitarbeiter AbzeichenAdmin

    Dem schließe ich mich an! Vielen Dank, Günther!
     
  14. fuchsi

    fuchsi Sponsor AbzeichenSponsor

    Danke sehr.
    Manchmal wird ja was gefunden ;-) und gelangt dann über Umwege in mein Fotoarchiv. Dieses Teil soll der Rest eines Zünders einer russischen 76,2 Schrappnellgranate sein. Fund ein Feld südlich von Gabin/Gombin. Beim Vorgehen vom GR 1 auf eine Windmühle in Guzew am 29.11.1914 wurden lt. RG von den Russen Schrappnelle eingesetzt. Ltn. Schwarz Erich 3./GR 1 wurde dabei verwundet und starb am gleichem Tage in Gostynin.
    Dieses Gelände ist heute landwirtschaftliche Nutzfläche. Es muss dort einen Friedhof gegeben haben. Ich/wir wollen nur die Lage feststellen. Eine Exhumierung findet nicht statt. Es handelt sich wahrscheinlich um die Ruhestätte der gefallenen Russen.
    Ich versuche vom Museum eine Erlaubnis zu bekommen diesen Angriff an Hand von verschiedenen Quellen zu dokumentieren asl Beitrag zur Regionalgeschichte.
    Versuche Bilder des Fundes, ein Vergleichsbild und eine kleine Karte des betreffenden Gebietes zu zeigen.
    Grüße fuchsi
     

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