Wer etwas mehr über unseren Veranstaltungsort zum Ulmer Festungsfest 2009 (siehe auch. http://feldgrau.pytalhost.com/vbulletin/showthread.php?p=46166#post46166) wissen will, der hat hier jetzt die Gelegenheit, wem das zuviel Text ist, der möge bitte einfach nach unten scrollen, denn da gibt's die Bilder! Werk XXXV Nebenwerk Oberer Eselsberg Nach Plänen des Hauptmanns Ludwig Daitmaier und unter der Leitung der beiden Oberleutnants Küster und Lehmann wurde von 1883 bis 1887 das Nebenwerk auf dem Oberen Eselsberg erbaut. Die Werksnummer wurde von einem zur Bundesfestungszeit zwar geplanten aber nicht ausgeführten Geschützturm, der hätte im Ruhetal stehen sollen, übernommen. Zwar verfügt das Nebenwerk über zahlreiche Einrichtungen, die für die so genannten Biehler Einheitsforts typisch sind, dennoch wurde das Nebenwerk stark vereinfacht errichtet, weil es wesentlich kleiner geplant wurde. Eigentlich ein so genanntes Zwischenwerk, so wird doch beim genaueren Hinschauen klar, dass es sowohl von der artilleristischen Einrichtung wie Ausrüstung das Hauptwerk auch im Fernkampf hätte unterstützen sollen. Die Forts des Oberen Eselsbergs sollten in erster Linie stärkste Artilleriestellungen in vorderster Front sein, ihre infanteristische Verteidigung wurde eher als zweitrangig angesehen. Den Ulmern, Mähringern und Lehrern (den Bürgern der benachbarten Gemeinde Lehr!), denen zwei solche Großbaustellen, wenn auch weit außerhalb und mitten im Wald, nicht verborgen bleiben konnten, wurde einfach mitgeteilt dass das Württembergische Pionier-Bataillon ein Observatorium auf dem Oberen Eselsberg errichte. ob das allerdings geglaubt wurde ist nicht überliefert. Das Nebenwerk und Hauptwerk des Oberen Eselsbergs schlossen eine Lücke in der Verteidigung. Der Entwicklung weitreichenderer gezogener Geschütze wurde Rechnung getragen indem das als Lünette gebaute Fort, im Gegensatz zu den älteren Forts, tiefliegend erbaut wurde und somit der Sicht des Feindes entzogen war. Auf krenelierte, freistehende Werksmauern wurde völlig verzichtet, das erstürmen der Wälle aus dem Grabenbereich heraus wäre mittels Hindernisgittern verhindert oder zumindest stark erschwert worden. Einen gedeckten Weg erhielt das Nebenwerk nicht, auch sollten Hindernisgitter oberhalb der Grabenaußenmauern (Contrescarpe), vor allem gegenüber den Caponnieren, die jetzt Grabenstreichen zu hießen hatten, das Eindringen in den Graben verhindern. Die Bauwerksseiten in Feindrichtung wurden größtenteils gleich mit Erdvorlagen erbaut um der feindlichen Artillerie kein Mauerwerk als Ziel zu bieten. Neu, zumindest für die Ulmer Seite der Festung war auch dass die Bauten fast vollständig in Ziegelmauerwerk ausgeführt wurden. Das Glacis des Nebenwerkes endet freundwerts direkt oberhalb der durchweg gemauerten Grabenaußenwand (Contrescarpe), der Graben ist umlaufend bis zu 6 Meter tief und 9 Meter breit und war an der Außenwand mit einer mechanischen Alarmeinrichtung versehen. Die Grabeninnenwand (Escarpe) besteht nur aus einem 1 Meter hohen gemauerten Sockel und wurde sonst in Erde geböscht. Ausgenommen die Kehlecken und Bereiche an den drei Grabenwehren in Feindrichtung, an den Schultern und in der Spitze, die mit kurzen Mauerstücken gefüttert wurden. Die Schultergrabenwehren wurden dabei so angelegt, dass sie von der Spitzgrabenwehr aus gesehen eine Linie mit der Grabeninnenwand bilden, damit sie nicht im Feuerbereich der Spitzgrabenwehr liegen. Die Schulterwehren hätten nur ihre jeweiligen Flanken bestrichen. Im Gegensatz zu den älteren Festungswerken wurde keine Defensivkaserne (Reduit) in der Kehle erbaut, sondern unter einem Kehlwall eine so genannte Kehlkaserne. Das war eine Neuerung im Festungsbau, zur Unterbringung der Besatzung baute man ab 1872 diese tief liegenden Kehlkasernen und legte über diese dann den bereits erwähnten Kehlwall. Zur Kehlverteidigung der Kehlkaserne wurde eine weitere Grabenstreiche erbaut. Links vor der Kehlgrabenstreiche führt der Zugang ins Werk, ein Hohlweg von außen endet am Gittertor in der Grabenaußenwand, links davon befindet sich innerhalb der Grabenaußenwand ein kasemattiertes Blockhaus, mit Schießscharten innerhalb und außerhalb des Tores zur Sicherung des Eingangs. Der Weg führt durch den Graben zum Eingangstor in der Kehlkaserne und setzt sich im Inneren in einer Fahrpoterne bis zum Ausgang in den Werkshof fort. Die Kehlkaserne besitzt nur zum Kehlgraben hin eine sichtbare Fassade mit Fenstern, die mit schweren Metalläden verschlossen werden konnten. Außerdem hatte die Kehlkaserne zwei weiter Seitenausgänge in den Kehlgraben, einen aus einer Kasematte links der Fahrpoterne und einen zweiten Ausgang der sich ganz rechts in der letzten Kasematte der Kehlkaserne befindet, der Abortkasematte im Untergeschoß. Innerhalb der rechten Kehlkaserne verbindet je ein Korridor pro Stockwerk in Längsrichtung die Wohnkasematten die zum Kehlgraben hin angeordnet sind, beide Korridore haben je einen getrennten Zugang von der Fahrpoterne aus. Beide Korridore enden je in einem gemeinsamen Treppenhaus, der äußerste Raum in jedem Stockwerk ist eine Abortkasematte. Auch führt eine weitere Poterne vom rechten Ende der Kehlkaserne aus in den Werkshof. Etwa in der Mitte der Korridore befindet sich eine Nische, die sich über beide Stockwerke erstreckt und in der die Alarmglocken hingen, die beim „großen Alarm“ die Reserven mobilisiert hätte. In den Wohnkasematten gehörten gusseiserne Öfen und Kochherde zur Grundausstat-tung. Vom Werkshof aus führen drei Poternen in die Grabenwehren und eine in das Kriegspulvermagazin unter dem linken Flankenwall. Auf der linken Flanke und der linken Face wurden zwei Hohltraversen auf dem Wall eingebaut. Die Hohltraverse auf der linken Face wurde als Fördertraverse eingerichtet, darunter befindet sich ein Kasemattenkorps mit Geschoßladesystem und weiteren Räumen. Ansonsten hatte der Wall ursprünglich nur Erdtraversen. Bereits während der Bauzeit der beiden Forts auf dem Oberen Eselsberg warf die so genannte Brisanzgranatenkrise ihre Schatten voraus, vor allem die Entwicklung der Sprenggranaten war eine Gefahr für die erdbedeckten Ziegelgewölbe. So erhielten die bereits fertig gestellten Gebäudeteile äußere Betongewölbe. Links der Fahrpoterne befindet sich ein Wasserreservoir für 32000 Liter und im Kehl-glacis rechts der Zufahrt ein weiteres 55000 Liter fassendes ebenfalls ungesichertes Wasserreservoir. Ansonsten war das Werk an die Albwasserversorgung ange-schlossen und konnte bei einer Belagerung durch die Pumpstation Lehrer Tal versorgt werden. Das Nebenwerk Oberer Eselsberg bot Unterkunft für 370 Mann. Im Zuge der Umbefestigung der Festung Ulm ab 1901 wurde das Nebenwerk modernisiert, ab 1903 erhielten die wichtigsten Kasematten eine weitere Betonverstärkung. Desweiteren wurde auf dem Frontwall über der rechten Schulter ein Monierbeobachtungsstand eingebaut. Die beiden Werke des Oberen Eselsbergs wurden nun zu reinen Infanteriestellungen umgewidmet, denn die neuen Armierungspläne sahen vor die Artillerie ins Zwischengelände zu verlagern. Unweit des Nebenwerks eröffnete 1903 der angesehenen und wohlhabende Ulmer Zementfabrikanten Kommerzienrat Dr. Ing. e.h. Carl Schwenk, der seinen wirtschaftlichen Erfolg nicht zuletzt dem Festungsbau zu verdanken hatte (Schwenk-Zement), den Oberberghof der als äußerst beliebte Ausflugsgasstätte an die 80 Jahre lang unzählige Ulmer zu Ausflügen und Wanderungen auf den Eselsberg bewegte. Auch manch ein Soldat hat sich hier ein kühles Bier gegönnt, von den Handwerkern ganz zu schweigen. Mit beginn des 1. Weltkrieges wurde das Nebenwerk zum Infanteriestützpunkt 30 der Hauptverteidigungslinie, mit der Armierung wurden weitere zum Teil umfangreiche Betonverstärkungen vorgenommen. Auf den Grabenwehren und der linken Hohltraverse wurden dicke Betondecken aufgegossen, Wände und Fundamente wurden mit Beton massiv verstärkt. Die Kehlkaserne verstärkte man durch eine dicke Betonplatte über der Erdbedeckung, die als Zerschellschicht dienen sollte. Auf dem rechten Flankenwall wurde ein Wachtraum eingebaut und zwei eisenblecherne Beobachtungsstände. Ein Arm der Armierungsbahn des Abschnitts Eselsberge endete beim Nebenwerk, die Armierungsbahn verband die Werke und Stellungen des Eselsbergs mit dem Ulmer Rangierbahnhof und über weitere Teilstrecken mit dem Abschnitt Jungingen. Sie diente dem Transport von Armierungsmaterial und Menschen und hätte/hat im Bedarfsfall den Nachschub bewerkstelligt. Der nahe gelegene Oberberghof wurde zu Beginn des Weltkrieges zum Hilfslazarett umfunktioniert, ob er auch für diese Zwecke genutzt wurde ist nicht bekannt. Die Nutzung nach dem 1. Weltkrieg ist nicht bekannt. Im 2. Weltkrieg befanden sich Luftschutzräume in der Kehlkaserne, so lautende Beschriftung an der Kehlkaserne ist noch erhalten, hauptsächlich für Gäste und Bedienstete des Oberberghofs ob auch für Militär ist nicht bekannt. Der Oberberghof wurde am 17. Dezember 1944 durch Bombardierung zerstört, das Nebenwerk wurde anscheinend nicht getroffen(?) Nach dem Krieg diente das Nebenwerk zivilen Wohnzwecken, danach befand sich zuerst ein Depot der US-Armee darin, später ein Depot der Bundeswehr. Anschließend betrieb die Universität Ulm, die unweit ab Ende der 1960er Jahre erbaut wurde eine Tierversuchsanstalt innerhalb des Nebenwerks und seit fast drei Jahrzehnten steht das Baudenkmal leer. (Der Beitrag ist zu lang, daher gleich Teil 2!)
Grundriss des Nebenwerks Oberer Eselsberg. (aus dem Buch "Die Bundesfestung Ulm" von Matthias Burger) Luftbild von 2002. (aus dem Buch "Die Bundesfestung Ulm" von Matthias Burger) "Aus der Vogelschau." (© Hellmut Pflüger) Durch einen Hohlweg gelangt man zum Werkstor in der äußeren Grabenwand, rechts die Wachkasematte. Wachkasematte mit Ausstiegsschutz vom Kehlgraben aus gesehen, rechts ein geöffneter Torflügel. Kleiner Kehlwaffenplatz. Die Kehlkaserne mit Tor zur Fahrpoterne, dahinter die Kehlgrabenstreiche, rechts am Gebäude eine Ausfallpforte, vom linken Kehlglacis aus gesehen. Kehlkaserne mit Eingang zur Fahrpoterne. Die Kehlgrabenwehr. Linker Kehlgraben mit Kehlkaserne. Kehlgraben mit Blick auf die Kehlgrabenstreiche. Rechte Schlupfpforte aus der Kehlkaserne, dahinter befinden sich die Aborte des Erdgeschoßes. Aborte des Untergeschoßes. (© Matthias Burger) Rechte Schultergrabenwehr. Spitzgrabenwehr. Linke Schultergrabenwehr. Deutlich zu erkennen die nachträgliche Betonverstärkung der Decke. Klappe zum Verschließen des Rauchabzuges, linke Schultergrabenwehr. Fahrpoterne durch die Kehlkaserne. Rechts der Eingang zum Verbindungsgang der Wohnkasematten. (© Matthias Burger) Verbindungsgang der Wohnkasematten im Obergeschoß der Kehlkaserne. (© Matthias Burger) Pulvermagazin unter dem linken Frontwall. (© Matthias Burger) Hinter dem Tor beginnt die Poterne zum Pulvermagazin. Kasemattenkorps unter Dem Frontwall. Hohltraverse auf dem linken Wall. Hohltraverse auf dem linken Frontwall, die 1903 modernisiert wurde, im Innern führt eine Treppe zum darunter liegenden Kasemattenkorps unter dem Frontwall. 1914 eingebauter Wachtraum auf dem rechten Wall. Blick ins Innere des Wachtraums. Sehschlitz des Monierbeobachtungsstandes auf dem rechten Frontwall. Das Gelände des Nebenwerks ist umzäunt und die Werkstore (meist) verschlossen, ein Ziegenhirte hält dort seine Viecher, die auch ungehindert in manchen Kasematten ihren Schiss usw. zurücklassen, was nicht gerade unter die Überschrift Denkmalpflege passt. Besitzer des Nebenwerks ist das Land Baden-Württemberg, das Angst hat vor aktuellen und zukünftigen Erhaltungskosten, daher ist das Werk auch mehr oder minder dem Verfall preisgegeben (???), leider. Ohne Erlaubnis und mit Schlüssel oder mit minder legalen Hilfsmitteln ist ein Eindringen auch ohne verteidigende Infanterie äußerst schwierig, aber nicht unmöglich! Exclusiv zum Ulmer Festungsfest 2009 (15. - 17. Mai) ist das "Nebenwerk" geöffnet und wird von uns uniformiert bespielt! Sieh dazu auch hier: http://feldgrau.pytalhost.com/vbulletin/showthread.php?p=46166#post46166