Hier möchte ich unter Nutzung eines Militärpasses aus meiner Sammlung ein weiteres Lazarettschiff der kaiserlichen Marine vorstellen,nachdem bereits einige LS hier vorgestellt wurden. Leider ist es wieder einer von diesen Pässen, wo der Aussteller sehr sparsam mit Einträgen umging. Er gehörte einem Sanitätsmaaten welcher am 1913 zum 1.SB eingezogen wurde und am 01.04.14 zur I. Werftdivison versetzt wurde. Während des Krieges fuhr er auf dem Lazarett schiff „F“ von Indienststellung als solches bis zur Außerdienststellung als Lazarettschiff. Bei diesen Lazarettschiff F handelt es sich um den ehemaligen „Salondampfer“ Schleswig“ des NDL. Die Schleswig wurde von der Vulcanwerft in Stettin gebaut und lief am 10.Mai 1902 vom Stapel. Sie besaß einen Schornstein und zwei Masten sowie eine Geschwindigkeit von 14Kn. Sie konnte 150 1.Klasse, 56 2.Klasse und 950 Zwischendeckspassagiere beherbergen. Ihre Jungfernreise fand am 14.September 1902 von Bremerhaven zum La Plata. Damit war sie für kurze Zeit der größte Südamerika Dampfer, welcher die kleineren Cap-Dampfer der Hamburg-Süd übertraf. 1904 wurde sie für den Mittelmeerdienst umgebaut und konnte von da an mehr Passagiere beherbergen. Danach verkehrte sie auf der Strecke Marseille – Neapel – Alexandria. Ab April 1911 wurde sie für Kreuzfahrten im Mittelmeer eingesetzt. Bei Kriegsbeginn wurde Sie von der kaiserlichen Marine übernommen und als Lazarettschiff umgebaut und am 26.08.14 als solches in Dienst gestellt Chefarzt war Dr. Wiemann. (Siehe Auszug aus Stammliste) Zum Schiff selbst: Es war grundsätzlich nur im Ostseebereich eingesetzt. Aus den mir vorliegenden Kriegstagebuch (geschrieben von Dr. Wiemann) geht hervor , dass das LS "Schleswig" vor allem zwischen 1914 bis Anfang 1915 in Danzig lag, kurzfristig in Kiel als auch Swinemünde und 1915 bis Februar 1916 in Libau als stationäres Verwundeten Schiff .Gleichfalls war sie als Verwundetentransporter für Marine und Heerestruppen tätig. Der Transport von verwundeten Landsern fand bis zur Außerdienststellung der "Schleswig" als Lazarettschiff regelmäßig zwischen Libau und Danzig statt. Die Schleswig wurde am 28.Februar 1916 an den Norddeutschen Lloyd zurückgegeben. Siehe hier Auszug aus dem Kriegstagebuch: Aber ab dem 9.September 1917 wurde sie wieder von der Marine und diesmal als Truppentransporter zum Unternehmen Albion eingesetzt. Hier lief Sie unter der Bezeichnung „Erzdampfer 10“ (Hier liegt mir das Kriegstagebuch vom Zeitraum 18.09.17-31.10.17 vor. Hier die erste Seite: Das Kriegstagebuch wurde durch den Hilfskapitänleutnant Rehm geschrieben. Interessant ist hierbei, das in Vorbereitung der Aktion , Heerestruppen intensiv mit dem Schiff insbesondere Rettungsübungen vertraut gemacht wurden und mehrfach verschiedene Heeresteile kurzzeitig an Bord waren und nach Einweisungen /Übungen das Schiff Verliesen. Interessant ist hierbei die Bemerkung: Hier auch mal ein weiterer Auszug aus einem anderen MP, eines Matrosen der auf dem Dampfer XIV (Schiff Hannover ebenfalls NDL 1899)) als Matrose diente die Hannover nahm in der gleichen Gruppe an der Aktion teilnahm und welcher verdeutlicht,dass nur für die Zeit des Untenehmens Angehörige der KM an Bord kommandiert wurde ! Im Weiteren gehörte die Schleswig zum Sonderverband der Ostsee 4/1918 . Hier noch ein Foto,welche sie als Truppentransporter für die Rückkehrer aus Scapa-Flow zeigen Zurück an den NDL am 29.07.1919 Interessant ist, dass die Schleswig bereits Erfahrungen als Truppentransporter und Lazarettschiff aus den Kämpfen in Deutsch-Südwestafrika 1904 mitbrachte. ! Am 18.August 1919 wurde sie britische Beute. Gruß Rainer Quelle der Fotos:https://gerdtams.de/9595/vom-salondampfer-zum-lazarettschiff/
„Erzdampfer 10“ auch als Tarnbzeichnung nie gehört . Schiffe dieser Bauart als "Erzdampfer" zu bezeichnen ist schon mehr als seltsam. Wo und wieviel Erz sollte der dann laden? Das Schiff spielte dann im Nov. 1918 noch eine interesante Rolle bei der Revolte zu WHV.
Tja Bernd, da habe ich auch nicht schlecht gestaunt. Mir war ja immer noch die Bezeichnung in dem zweiten MP Ezdampfer 14 unklar bis ich das KTB der Hannover gelesen hatte, wo die selbige Bezeichnung darauf stand ! Gruß
Jo, was soll man dazu sagen? Wenn das ne Tarnbezeichungen gewesen sein sollte, dann hat sich die halbe Küste darüber schief gelacht. Komisch, bei mir -auch auf Fotos- läuft die Hannover ausschließlich als Transportdampfer "7"
Verkehrt geguckt. Ist natürlich "XIV" . Selbige Akte hab ich auch, aber was bezweckt die Bezeichung "Erzdampfer" ? Jeder Heizer, Matrose, Werft- & Hafenarbeiter sah doch für was die Schiffe ausgerüstet wurden. Na ja
Erzdampfer wird im Internet ein Frachtschifftyp genannt, welcher Eisenerz aus Norwegen nach Deutschland brachte. Diese Schiffe fuhren in Küstennähe. Es scheint also kein Tarnnahme zu sein. Gruß Landstürmer
Das stimmt schon,aber Die Schleswig war ein "Fleischdampfer"sprich vom Aufbau usw. ein Passagierschiff. Transportiere damit mal Erz. Stell Dir vor du willst mit der Aida Erz transportieren. Geht nicht. Deswegen unsere Frage was diese Tarnbezeichnung soll. Gruß
Nur ma so am Rande: 14-18 war der Transport von Norwegen-Erz nach D durch deutsche Dampfer die Ausnahme. Das Erz kam fast ausschließlich aus Schweden. Die dafür benutzten deutschen Dampfer waren mittlere "Normal-Dampfer" und keine die großartig Fahrgäste mitnehmen konnten. Dazu mussten die Schiffe für „Erz“ verstärkte Decks besitzen, was bei den in Frage stehenden nicht der Fall war. Durch das hohe Spez. Gewicht ist auch das Ladevolumen recht gering. Wenn wollte man den damit täuschen? Die Schiffe gingen z.B. von Bremerhaven, Hamburg ab, wo die dortigen Hafenarbeiten nicht so blöd waren, um evtl. die Mär vom Erzdampfer zu glauben. und wurden in den Ostseehäfen für den Transport von Truppen usw ausgerüstet. Dazu wurden Landungsboote für jeden gut sichtbar an Deck gestaut. Ich kann mir als so den „Erz Dampfer“ nicht erklären....muß aber auch nicht alles wissen!
Wieder mal ein spannender und gut recherchierter Beitrag von dir. Ich liebe diese Mischung aus Archivmaterial und Sammlerstücke.
Von den Transportern nach Ösel sind außer zweien alle anderen nicht als „Erzdampfer“ tituliert. Dabei sind auch solche, die durchaus in der Erzfahrt eingesetzt werden konnten. Ich bin mal kurz (ganz kurz) , da die Ostsee nicht mein Thema ist, die KTBs der Handelsschutz Flottillen durch gegangen. Durch die Boote dieses Verbandes gesichert liefen fast täglich (außer wenn das Eis die Fahrt unmöglich machte) deutsche oder schwedische Dampfer von Saßnitz / Swinemünde aus gen Schweden. Das waren alles "Normal-Frachter" und niemals nie große Kombi-Dampfer. Auf der Hinfahrt Kohle, auf der Rückfahrt Erz oder Holz. Zurück zu den „Erzdampfern für Ösel“ Gestern mal Dirk befragt, auch er kann damit nix anfangen.
Ich habe heute nochmals alle mir vorhandenen Archivalien der Operation "Albion" durchgesehen. eine derartige Bezeichnung als "Erzdampfer" für die Dampfer der Transportflotte ist mir nicht begegnet. Aber natürlich lässt sich der Beleg von Rainer nicht ohne weiteres aus der Welt schaffen. Vielleicht sahen die von Seiten der SBK Hamburg, jeder Transportdampfer erhielt einen seemännischen Offizier als Verantwortlichen der Marine, aus Geheimhaltungsgründen die Bezeichnung "Erzdampfer" für das auf der Brücke (Offiziere des NDL) liegende KTB für wichtig. (subjektive Entscheidung) Eine diesbezügliche funktionelle oder organisatorische Bezeichnung war jedenfalls zu diesem Zeitabschnitt nicht gegeben. Jack
Hallo Jack und Bernd. Danke für die Einschätzung /Ergänzungen zum Begriff Erzdampfer . Ich tendiere ebenfalls zu der Meinung von Jack ansonsten vom Schiffaufbau her (siehe Erklärung von wogen) macht es keinen Sinn. Gruß
Tach Jack: Da können wir wohl endlos weiterraten, Sinn macht der „Erzdampfer“ nicht. Das Schiff lag 1916/17 in BHV, wo auch die Zivilbesatzung fast vollständig wohnte. Nach der Anmietung für Ösel durch die SBK BHV -Lloyd Str. musste man doch nicht großartig was verbergen. Die Auskunft „ wir verlegen nach Kiel“ hätte oder hat vollkommen ausgereicht. Nun mal zu den Herren Lloyd-Offizieren. Die waren alle in dieser Zeit Reserve-Offiziere, sonst wären sie nicht auf die Brücke gekommen. Die hätten wohl kaum was erzählt und weiterhin hätten die sich gefragt, wer denn wohl den Dampfer für die Erzfahrt ausgewählt hätte, da doch z.B. in Bremen reichlich was an für diesen Zweck geeignete Tonnage rumlag. Der Großvater meiner Frau versuchte 1912/13 beim NDL unterzukommen. Da er aber keine „Einjähriger“ war (Herzfehler) musste er bei der Lloyd eigenen Roland Linie einsteigen. In den 20zigern war es damit vorbei und er übernahm beim NDL das Kommando auf der Remscheid. Macht also alles keinen Sinn. Die SBK BHV war eine Unterabteilung der SBK HH. Da der Dampfer aber in BHV lag wurde An- & Abnahme hier vorgenommen.
Sehe ich auch so. Es gab auch NDL-Männer, die für die Briten in W'haven unterwegs waren. Lassen wir es offen. Die Generation nach uns soll ja auch etwas zum Recherchieren haben.