Vor einiger Zeit erwarb ich einen Fez samt metallischen Transportbehälter, welcher als „Opas Original Matrosen- Mütze mit Blechbehälter“ beschrieben wurde. Nach Kauf (auf Verdacht) versuchte ich mehr zu diesem Thema Fez, andere Bezeichnungen lauten Fes bzw. Tarbush ,mit welchen deutsche Matrosen im Bereich der MMD zu sehen waren, zu erfahren, insbesondere zu Beginn des Krieges. Deshalb auch meine Frage im Forum. Hier gehe ich etwas in die Vergangenheit (vor Krieg). Seit 1913 liefen die Vorbereitungen für die »II. Allgemeine Deutsch-Ostafrikanische Landes-Ausstellung Beginnen sollte diese am 17. August 1914, mit offizieller Eröffnung am 18. August. Die Zweck der Ausstellung war, die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung Deutsch Ostafrikas im besten Licht darstellen Gleichzeitig war während der Ausstellung auch das Fest für das 25jährige Bestehen der 1889 gegründeten Schutztruppe für Deutsch Ostafrika vom 17. bis 21. August geplant, mit Gala-Essen, Militärkonzert und Feuerwerk am 19. August, einem Großen Bierabend am 20. August und der Abschluss Parade der Schutztruppe am 21. August. Anlässlich der Feierlichkeiten lief der Dampfer „ General „ der Deutsch-Ost-Afrika-Linie, ein Fracht- und Passagierschiff, im Juli 1914 mit Gästen sowie Fracht, darunter wesentliche Teile für die im Bau befindliche Großfunkanlage Tabora sowie einer Ladung „Fez“ ,die Kopfbedeckung für die Askaris der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika, an Bord aus Hamburg aus. Der Route lief über das Mittelmeer durch den Suezkanal nach Daressalam, wo das Schiff laut Fahrplan am 17. August eintreffen sollte. Bedingt durch die Kriegsgefahr lief die General Messina an . Dort traf er auf die MMD unter Admiral Souchon die dort lag, um zu versorgen, was aber durch die italienische Marine verwehrt wurde und zum Verlassen des Hafens aufgefordert wurde. Im Fall der GENERAL wurde die weitere Fahrt in Absprache zwischen MMD und der DOAL durchgeführt. GENERAL erhielt Order zuerst nach Izmir, später nach Canakkale zu gehen und mit der noch im Mittelmeer befindlichen MMD eine Funkbrücke zur deut. Botschaft in Istanbul zu halten. Ich möchte jetzt nicht die gesamte Geschichte der MMD erzählen, diese ist gut in dem Buch „Halbmond und Kaiseradler: Goeben und Breslau am Bosporus 1914 bis 1918 „ nachzulesen. Nach dem erfolgreichen Durchbruch der MMD nach Istanbul,was auch der General gelang, erfolgte die „formelle Übernahme der Schiffe (Goeben und Breslau)im August 14 durch die Türkei.. Obwohl einige türkische Seeleute und Offiziere an Bord genommen worden waren, blieben die Schiffe immer unter deutschem Kommando, obwohl die Besatzung nun den türkischen Fez als „offizielle“ Kopfbedeckung trug. Wobei dies nur zu „Propagandistischen Zwecken erfolgte oder im Ausgang /Fotografieren“ Siehe Foto aus meiner Sammlung: Mir ist nicht bekannt, dass deutsche Matrosen den Fez im Dienst aufhatten .Auch wäre es etwas schwer, bedingt durch die Größe der Matrosen und Enge der Schiffsgänge. Hier ein weiteres Foto welches Besatzungsangehörige der Breslau zeigt (ich bleibe bei den deutschen Namen) Nun wieder zurück: Da ja kurzfristig türkische Kopfbedeckungen benötigt wurden, griff man auf die, der auf dem Dampfer General liegenden und für die Schutztruppe vorgesehene zurück und stattete die Matrosen damit aus. ( Quelle B.Langensiepen, Verfasser des oben erwähnten Buches sowie Reinhard Karl Lochner: Verfasser des Buches Kampf im Rufiji-Delta) Auch wurde dies in dem Buch „Feldgrau in Jerusalem" von Hans Werner Neulen auf Seite 35 folgendermaßen erwähnt: Um den Besitzerwechsel nach außen glaubwürdiger zu machen, mußte die Hälfte der Besatzungen beider Schiffe statt der Mütze den Fes tragen. General konnte mit einer Ladung solcher Kopfbedeckungen aufwarten. "Aber als sie verteilt und ausprobiert wurden, glaubten wir Offiziere statt vor deutschen Matrosen vor einer Schar weißer Neger zu stehen", schrieb ein Leutnant der Goeben. Des Rätsels Lösung war, daß die General den für Ostafrika typischen Fes an Bord hatte, der nun schleunigst gegen die türkische Filzkappe umgetauscht werden mußte." Hier ein Foto von junker47 aus dem folgenden Thema: https://www.feldgrau-forum.com/threads/foto-askari-doa.32960/ , Beitrag 2 Nachfolgend wurden die deutschen Matrosen mit türkischen Fez ausgestattet. Nun noch was kurz zum Fes : In großen Teilen der jungtürkischen Bewegung wurde der Fes mit dem Einmarsch österreichisch-ungarischer Truppen 1908 in das osmanische Bosnien zunehmend unbeliebt, sodass man zum mehrmonatigen Boykott aufrief und der zentralasiatische Kalpak unter den Offizieren einzog. In der Armee verlor der Fes seine Bedeutung, weil der fehlende Schirm den Soldaten bei Sonneneinstrahlung Schwierigkeiten bereitete, sodass sich Anfang des 20. Jahrhunderts in der Armee zunehmend ein von Enver Pascha initiierter Helm, der Enveriye, durchsetzte Mustafa Kemal Atatürk hielt den Fes für ein Zeichen der Rückständigkeit und Symbol des niedergegangenen Osmanischen Reiches. Um die Kleidung auf „internationalen und zivilisierten“ Stand zu bringen, wurde daher am 30. August 1925 per Hutgesetz das Tragen des Fes (sowie aller anderen orientalischen Kopfbedeckungen) verboten. Etwa 1930 war der Fes fast vollständig aus der Öffentlichkeit verschwunden. Nach seinem Verbot in der Türkei wurde das Tragen des Fes seit 1953 auch in Ägypten unter Gamal Abdel Nasser als „Zeichen anachronistischer Rückständigkeit“ bei Strafe verboten. In Bulgarien wurde nach der Unabhängigkeit auf staatlicher Ebene der Fes „als Zeichen der osmanischen Herrschaft über Bulgarien“ aus der Öffentlichkeit verbannt. (Quelle Wiki) Aber zurück. Der von mir erworbene Fez wurde original in Istanbul und zwar dem Stadtteil Beyoglu (gelegen im Europäischen Teil Istanbul ) angefertigt. Die Inschrift (in osmanischer Sprache geschrieben)Bedeutet sinngemäß: gefertigt in Beyogli, Istanbul Straße 58, ) leider war wegen des schlechten Zustandes nicht alles lesbar. Im Unterschied zu den in der Militärhistorische Sammlung - Alter Flakleitstand ausgestellten, ist meiner mit Seide ausgeschlagen, der dort liegende mit Bastgeflecht. Der Blech Behälter (verzinkt) ist passgenau für einen Fez angefertigt. Außen leicht olivfarben Leider konnte ich zu den Behälter keine weiteren Hinweise in Erfahtungen bringen. Zusammenfassend vermute ich, dass es sich um ein zeitgenössisches Original handelt, welches und das ist jetzt reine Spekulation, durch einen Matrosen privat beschafft wurde. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass dieser nach dem 1. WK gekauft wurde. Auf jedem Fall vor 1928 den im Rahmen seiner weitreichenden politischen Reformen initiierte Präsident Atatürk im Jahre 1928 auch eine Schriftreform, die das bisher benutzte arabische Alphabet durch ein lateinisches Schriftsystem ersetzte. Natürlich kann es sein, dass es später auch gekauft wurde aber…. Nachfolgende möchte ich mich bei allen die mich unterstütz haben bedanken, insbesondere bei wogen 64, Leutwein, kontingentstruppen aber auch Jochen Krüsmann der die Übersetzung ermöglichte . Im Folgenden einige Fotos .( das erste Foto stammt vom Verkäufer) Über mögliche Ergänzungen würde ich mich freuen. Gruß Rainer
Hallo Rainer, einen super interessanten und lehrreichen Beitrag hast du hier eingestellt. Habe den mit Begeisterung gelesen. Vielen Dank! Gruß Wolfgang
In der Dissertation von Georg Wurzer "Die Kriegsgefangenen der Mittelmächte in Russland im Ersten Weltkrieg" (2000) wird von der starken "Westorientierung" der ca. 51.000 türkischen Kriegsgefangenen in Russland berichtet. Während es innerhalb den k.u.k Gefangenen, aber auch zwischen Deutsch-Österreichern und Reichsdeutschen heftige Aversionen gab, "himmelten" die Türken oder besser Osmanen die "Reichsdeutschen" förmlich an. Für sie war der Kaiser so etwas wie ein "Gott".
Hallo Rainer, Klasse Stück, ich gratuliere zum Erwerb. Und eine tolle Vorstellung des Objekts. Dein Beitrag enthält viele Dinge, die ich bisher noch nicht kannte. Für deine Vermutung, dass der Fez von einem Matrosen gekauft worden sein könnte, könnte vielleicht auch das Herstellerlogo sprechen. Dieses enthält einen Anker und man könnte spekulieren, das sich der Hersteller mit seinem Angebot vielleicht speziell an deutsche Matrosen gewandt hat. Ist aber natürlich nur Spekulation. Zum Vergleich hier mal noch ein Link zu den Bildern von dem Fez aus dem Alten Flakleitstand. https://www.feldgrau-forum.com/threads/zeigt-her-eure-marinemuetzen.37558/page-2 - Beitrag 22 Stefan
Aus dem Buch von C. Laar - Der Kampf um die Dardanellen ein Foto (S.224) beschrieben mit "Die drei Rohrmeister des "Mauvenet", die das englische Linienschiff "Goliath" versenkten". Trotz schlechter Qualität denke ich zur Info/Ergänzung o.k. Jack