Moin allerseits. Alles schläft noch, nur Opa ist wach - und nutzt die Zeit wieder mal hier rein zu gucken..... Interessant zu lesen, wie so Jeder den Rock der Ehre getragen hat. Bei mir ging das alles bissl anders zu. Und jetzt wird es eventuell ein bisschen länger :-( Aber bevor ich über den Jordan gehe will ich es noch los werden. Auch wenn die Sichtweise ab und zu mal wechselt... Als Jahrgang 47 im Freistaat Sachsen (wusste ich damals nicht) gehörte ich zu den ersten Jahrgängen welche die 10. Klasse machten durften. Danach Berufswahl....schwieriges Thema für Jeden. Als Jugendlicher, dessen Opa im KZ Sachsenhausen erschlagen worden war, kam nur eins in Frage..... Pilot konnte ich nicht werden, bei den Segelfliegern wurde ein Farbsehschwäche entdeckt. Ari-Offz. konnte ich nicht werden - schwache Leiste. Zur Marine taugte ich auch nicht aus irgendeinem Grunde. Als Lehrer durfte ich auch nicht antreten. Sollte als Sachse erst einmal deutsch lernen. Dann hatte ich die Faxen dicke. Ehrenhalber, als Anerkennung für meinen guten Willen, durfte ich dann zu den Nachrichten und wurde sofort als Kraftfahrer ausgebildet. In Leipzig mit G 5 im Berufsverkehr und auf den Birne. Als Protest gegen den vorgeschriebenen Kurzhaarschnitt hatte ich mir "Bald" Glatze beim Heimatfrisör verpassen lassen. Also Ausgangsverbot bis die Haare nachgewachsen waren. Als Kampfuniform hatten wir die ersten Monate noch übrig gebliebene gummierte? Wehrmachtskampfanzüge. Summasummarum. Ich diente drei Jahre in anderthalb, dabei das Sommerhalbjahr 68 komplett im Wald in Thüringen. 3 Tage Bau kriegte ich, weil ich wie die Genossen Offiziere im Waldsee baden war. Für den Genosse Funker war das nicht gestattet. Absitzen musste ich die nicht, die Tschechien Krise erforderte meinen Einsatz als Richtfunker in verantwortlicher Waldstellung. Aber die Bestrafung reichte aus um mich mit 3 Monaten Verspätung zum Gefreiten zu schlagen. Dann wars das mit dem Hurra Verein - Nie wieder Uniform. Kam alles anders. Wie das im so Leben ist. Wegen 100 Mark mehr breitschlagen lassen für 3 Jahre Volkspolizei. Daraus wurden dann 34, auch nicht gerade schnurgeradeaus Jahre. Die 1. Pleite gabs als ich das 1. Mal an den Offz.-Schule Aschersleben als Polit-Offz. Schüler antreten sollte. Kasernentor krachte hinter dem Bus zu und mir vfiel die segensreiche Zeit der NVA ein. Wieder zu Hause dann persönlicher Vortrag beim Oberpolit in der Bezirksbehörde. Nach 2 Jahren neuer Versuch, Vortrag hatte gewirkt und ich wurde zum Offz. Schutzpolizei ausgebildet. Das war auch nicht einfach und zu hoch für mein Geistesniveau, denn die Wende erlebte ich als ABV. Zum 1. Streik irgendeiner Belegschaft rückte ich mit einem Tschako der VP von 1964 an. Die Knie schlackerten wie Gummibändel. War ja eine ganz unbekannte Beschäftigung. Demo absichern. Aufgehört habe ich auf den Rat vom Gerd, einem ehemaligem BGS Angehörigem nicht, wegen der Rente. 2007 war dann der ganze Zirkus vorbei. Die letzten Jahre hatte ich eine Sprachausbildung erleben dürfen, der anschließenden Job füllte mich ganz aus. 2007 war das alles vorbei und auf wundersame Art und Weise wurde ich am letzten möglichem Tage noch zum KHK befördert mit A 10. Jetzt lebe ich zufriedener, aber nicht ruhiger im fernen Lande und ärgere hier die Behörden mit blöden, nicht nötigen Friedhöfen des Großen Krieges und der Besiedlung durch angeworbene deutsche Kolonisten. Wahrheit ist halt unbequem und Keiner will sie hören. Das wars von meiner Seite. das erste Mal und Ich erzähle das nie wieder. In spritus sankti est. Bleibt gesund PS: Was mir untergegangen war :-( Grund für die vielen Untauglichkeiten war meine Tante, die seit 1934 in Berlin lebte - was dann Berlin West wurde.....Und unsere Kantinen Hilfe . Die war Informeller MA bei Guck und Horch (Mfs) das habe ich aber erst weit nach 89 erfahren.
Hallo Günther, vielen Dank, dass Du uns Deine Lebensgeschichte so ausführlich erzählt hast. Das Leben läuft oftmals leider nicht so rund wie man es sich als junger Mensch vorgestellt hat. Viele Grüße Wolfgang
Hallo Andreas Oben - Royal Logistics Corps Tactical Recognition Flash Unten - RLC Explosive Ordnance Disposal Search Team badge Gruß Charlie
Hallo Günther! Vielen Dank für Deine Vita! Sehr spannend! Bei der Tschechenkrise dürfte auch so manchen Soldaten der A... auf Grundeis gegangen sein, oder? Vielen Dank, Charlie, für die Erklärug der Abzeichen!
Hallo Andreas, man vergisst ja vieles und die Erinnerung kommt dann erst wieder, wenn mal drüber gesprochen wird. Zu Deiner Frage: Das wird zu lang und sicher nicht so interessant. Aber in Leipzig an der WK scharfe Munition empfangen.....das ging schon unter die Haut. Als ich dann mit anhören musste, dass ein Schützenpanzer sich überschlagend einen Hang runter ist....ich hab die armen Schweine vor meinem innerem Auge gehabt....... Aber NVA "war ja nicht " im Feindesland. Den Tschako habe ich übrigends immer noch, der ist trotz aller persönlichen Wirren nicht verloren gegangen. Und einige wenige Dokumente/ Bilder von der Anfängen der VP in Radeberg auch. Bleibt gesund. 1. Spritze habe ich überlebt. Günther
Meine Erinnerungen ? W18 oder nach See hin to , bzw. West-Berlin. Am 11.4.1966 Musterung. Der Tag deshalb "unvergessen", weil ich Nachmittag eine Vortagsbekanntschaft wiedertraf, die es einigen Jahre bei mir aushielt! Nun, nach der Lehre, die Assi Scheine ausgefahren und dann zur BAS. Trotz "tauglich" keine Einberufung. Was in meinem Umfeld gezogen wurde, war meist tierisch sauer am Sonntagnachmittag in Richtung Bahnhof zu trotten. Da gabs oft Zoff. 1971 hatte ich in HH einen Drescher Neubau abzunehmen und wollte, es war Freitag vor Rosenmontag, den Zug HH-HB nehmen. Was nach dem Einlaufen des Zuges aus Neumünster los war, hab ich nie wieder erlebt. Hunderte von W18er auf den Weg nach Gelsenkirchen. Sitze rausgerissen, Bierflaschen aus Fenster usw. usw. Wir haben einen "Ersatz-Zug" nehmen müssen. Nach Wehrdienst Ende dann Jahr für Jahr mehr eine "Verklärung". War doch 'ne schönen Zeit. Viel gelernt. Mein Bruder ( 1971 W18 Panzer Instandsetzung Schwanewede ) habe ich Freitags immer erlebt, wie er "arschsauer" seine Plünnen bei Muttern abgab und dann hieß es (Originaltext) " Saufen, Weiber, Schlafen". Er hatte Doppelpech: Wehrunwillig und Sohn eines aktiven Marineoffiziers. Letzteres wurde ihm ständig von Vorgesetzten vorgehalten. Na, ja, jeder hat halt seine eigene Meinung zum Dienst mit und ohne Waffe. PS: Es werden ja immer die "Ersatzdiener" als Helfer der Schwachen, Kranken und Armen" hoch gelobt. Nun aus meinem Umfeld ( Jg.1947-1950 ) hat keiner im Krankenhaus gewirkt. Einer war Platzwart beim GTV, einer fuhr auf einem Messboot auf der Oberweser, einer Blätter-wech-Feger beim AWo-BHV. Laßt mich mit einem Zitat von unserem 1. Bundesprsäsidenten enden: "Na dann siegt man schön!" So is es!
Na, dann will ich auch mal... Ich war vom Juni 89 bis August 90 „beim Bund“, durchweg beim Nachschub. Nach der Grundausbildung ging es zuerst mal in die Fahrschule, LKW Führerschein machen. Hier ist mir besonders in Erinnerung geblieben, die „Rennen“ mit den unzähligen Trabbis auf den Autobahnen rund um Nürnberg und die Wochenendheimfahrten in Total überfüllten Zügen. Die Tätigkeiten nach der „Spezialausbildung“ waren dann zum Glück tagesfüllend und nicht sinnlos, wie bei anderen Kameraden aus der Kompanie. Viele Interessante Leute kennen gelernt, zu manchen hatte ich noch über 20 Jahre Kontakt. Von daher, es gab schöne und weniger schöne Tage beim Barras. Die Zeit möchte ich nicht missen, auch wenn es manchmal „verlorene Zeit“ war. Abgegangen als Hauptgefreiter, nie zu 'ner Reserveübung gezogen, war das Thema Bundeswehr nach 15 Monaten „durch“. Grüße Peter
Hallo Glenn, Warst Du unter den Guardsmen des 2/CG die das King‘s Regiment 1976 in Londonderry ablösten? Wenn schon vielleicht haben unsere Wege sich gekreuzt. Gruß Charlie
Inspiriert von Günthers Bericht, der mich arg zum Nachdenken angeregt hat, möchte ich vielleicht die von "Rohrpottpreuße" benannte "Ordentliche Karriere, Eddy!" etwas detaillierten schreiben. Es wird etwas länger und es sind Abkürzungen dabei, die sicher nicht alle kennen. Also fragt, wenn Ihr alles gelesen habt. "Ich habe lange darüber nachgedacht, ob es wichtig ist einen derartigen Entwicklungsweg aufzuzeigen. Kommandeure und Leitende Ingenieure waren bekannte und autoritäre Personen an Bord und notwendig. Aber Politoffiziere? Wo lag deren Notwendigkeit bei der Kampfkraft eines Schnellbootes? Ich werde Euch am meinem Beispiel erklären wie ich das sehe. Ob Ihr diese Meinung teilt oder nicht, ich stehe dazu. Ausgangssituation zu Hause: Mutter Sachbearbeiterin (in der Nazi-Zeit BDM und BDM-Führerin, dadurch automatisch Mitglied der NSDAP) Vater Kraftfahrer und Schlosser (1941 bis 1945 Panzerfahrer / Unteroffizier), Großvater mütterlicherseits SA-Mann, nach 1945 aber sehr realer Arbeiter, Großvater väterlicherseits Kavallerist im 1. WK und absoluter Gegner vom Soldatentum, da er Zeuge wurde, wie sein zweiter Sohn, mein Onkel bei der Waffen-SS geschliffen wurde. Seine Meinung: "Wer noch einmal freiwillig in unserer Familie eine Uniform anzieht, den schlage ich tot." Ich werde 1950 in Meißen geboren und wachse ich dieser Situation auf. An Soldatsein kein Gedanke. Ich war klein und alle ärgerten mich und ich steckte eine Menge "Kinderprügel" ein. Mit meiner Einschulung begann meine sportliche Entwicklung, erst "Spargel", dann Muskel. Es kam, wie es kommen musste, ich wurde aktiver Sportler und war ehrgeizig. Ein Sieg ja, ein zweiter Platz, nein! Ich wollte mich behaupten und beweisen. Ich tat es aber auf Kosten vieler Stunden Freizeit. Das Ergebnis lag auf der Hand, mehrere Kreismeistertitel und einige Bezirksmeistertitel in der Leichtathletik. Meine Stärke war Sprint, 100 m und 200 m, Kugelstoßen, Speerwerfen und Weitsprung. Jetzt kommt es, nicht nur die Mädchen waren hinter mir her sondern auch die gesellschaftlichen Organisationen. Ich wurde bei den Pionieren Gruppenratsvorsitzender, als ich 14 war wurde ich FDJ-Sekretär der Klasse und ich organisierte viele Veranstaltungen für unsere Klasse. Ich schloss 1966 die 10. Klasse mit gut ab und begann eine Lehre als Werkzeugmacher mit Abitur in der "Waffenschmiede" DBM Döbeln, die ich 1969 erfolgreich abschloss. Unsere Staatsbürgerkunde-Lehrerin war eine Wucht von Weib. Ihr konnte man nicht wiederstehen. Logisch kam, als ich 18 wurde, die Frage, willst Du nicht Mitglied der SED werden. Mit 16 hatte mich die Stasi im Visier und hat mich vorgeführt. Wegen des Hörens von Radio Luxemburg in der Öffentlichkeit und Verbreitung von westlicher "Schundliteratur" (Romanhefte) wurde eine Hausdurchsuchung durchgeführt und dabei auch meine Waffen beschlagnahmt (Luftpistole, Säbel) wurden. Scheiße! Verzinkt hatte mich einer meiner Kumpel. Ich war ein muskulöser "Haudegen" der zerstörerisch auftrat. Ich hatte an jedem Finger eine Freundin, was war denn daran schlecht? Ich bin ohne Führerschein Motorrad gefahren und habe beim Bauern Obst geklaut. Prügeleien standen auf der Wochenendliste. Dann kam die Musterung. Ich wollte vier Jahre Volksmarine und dann zur Offiziersschule Wustrow als Schiffsing. Was bot man mir an, vier Jahre OHS und zehn Jahre Ehrendienst, dann ab zur Handelsflotte. Das war es! Ich unterschrieb. In Stralsund angekommen, wurde der Spieß umgedreht, die OHS wurde Hochschule und da mussten 25 Jahre dranhängen. Ich dachte, egal, es kommt der Tag, wo du über die Weltmeere fährst. Am 28.08.1969 begann ich mein Studium an der OHS der Volksmarine in Stralsund und war bereits Kandidat der SED. Die Ostsee sah ich 1969 im Juli das erste Mal als ich auf die "Wilhelm Pieck" aufstieg und vier Wochen einen Heranbildungslehrgang absolvierte. Diese Erfahrungen möchte ich noch heute nicht missen, wir wurden zu Männern. Also, ich fuhr am 28.08.1969 mit der DR von Döbeln nach Stralsund. Das Gepäck war klein, nur das Nötigste. Auf dem Bahnhof in Stralsund standen überall Uniformierte und brachten uns Neulinge an eine Sammelstelle und dort standen die W-50 zum Transport. Ab ging es durch die vorerst fremde Stadt bis zur Schwedenschanze. Absteigen, antreten und Marsch zur zukünftigen Unterkunft. Nun begann die militärische Organisation für uns. Erfassung der Personalien, Einweisung in die Einheiten (Züge), Einkleidung, Friseur, und und und. Da ich Schiffmaschinen-Ing. werden wollte, wurde ich dem 106 zugeteilt. Stubenbelegung (wir waren ja noch an Land) vier Mann, Ausnahme Zugführerstube, zwei Mann. Nun ereilte uns, wie jeden neuen Soldat die Grundausbildung und zwar für sechs Wochen. Berufsunteroffiziere bildeten uns und zwar gründlich. Wie wurden geschliffen und gedrillt. Ob MKE, Schutzausbildung, theoretische Schießausbildung, Sturmbahn, Marschieren. Die ganze Palette, die ein Soldat braucht. Dann kam der Tag der Vereidigung, den schon einige von uns "Frischlingen" nicht erlebten, weil sie in den Sack gehauen hatten. Feiglinge! - dachten wir. Ich habe meine Leistungsgrenze einige Male erreicht und diese wunden Punkte durch eigenes Training beseitigt bzw. nach oben verschoben. Es wurde eine FDJ-GO gegründet und die Funktionäre gewählt, es wurde eine Partei-GO gegründet und die Funktionäre gewählt. Da ich mit Anreise an der Schanze schon mein Mitgliedsbuch der SED überreicht bekam, stand ich als Parteisekretär für die Maschinisten fest, ich wurde natürlich auch gewählt und teilte mit dem Zughelfer, das war unser Vorgesetzter unter den Schülern, eine Zweimannstube. Der Austritt aus der Kirche wurde rechtlich mit Dokument belegt. Ich hatte ja Jugendweihe und Konfirmation. Nach der Grundausbildung begann das eigentliche Studium unter militärischen Bedingungen. Da wir Abitur hatten, wurden wir doch in bestimmten Fachrichtungen unseres Unwissens belehrt. Vorlesungen, Seminare und ähnliches hatten wir normal bis etwa 14:00 Uhr, danach war Selbststudium auf der Stube angesagt. Unsere Freizeit ohne Landgang verbrachten wir in der Sporthalle, im Hafen oder im Klub bzw. bei Conny in der Colabar. Kino fand regelmäßig statt. Im Landgang machten wir natürlich die Stadt unsicher, besser die Gaststätten. Ich begann zu Rauchen obwohl ich den Ehrgeiz hatte noch super sportliche Leistungen zu bringen. --- geht weiter
... weiter geht es Das Studium wurde immer spezieller, ab dem 2. Studienjahr gab es Bordpraktika, ich war erst auf MLR "KRAKE", im 3. Auf einem Landungsboot im 4. bei den Leichten Torpedoschnellbooten (LTS). Im 2. Studienjahr gab es für mich persönlich einen Knick. Meine Mutter hatte sich beim Rat des Kreises Döbeln um eine Arbeitsstelle beworben, die ihren Fähigkeiten voll entsprach. Sie wurde abgelehnt, weil sie einmal Mitglied der NSDA war, das war 1971. Als ich diese Information bekam, meldete ich mich sofort über den Ko-Chef beim Leiter der Politabteilung der Schanze an. Ich bekam einen Termin, meldete mich militärisch exakt und verkündete das Ende meines Studiums und legte auch mein Mitgliedsbuch der SED auf seinen Tisch, nach dem ich die Situation erklärt hatte. Ratlosigkeit, beruhigende Worte und so geht das nicht Genosse, naja wie es eben war. Das Gespräch endete damit, dass mir versprochen wurde der Sache nachzugehen und ich eine Antwort bekommen würde. Die Antwort kam aber von meiner Mutter, sie schrieb mir, dass ich mich nicht durch ihre Behandlung beeinflussen lassen und meinen Weg gehen soll. Ihre Geschichte sei nicht meine Geschichte. Wie sie irren sollte, 1990 war ich einer von vielen, die der falschen Partei angehört hatten. Einmal im Jahr veranstalteten wir Zugfeste und brauchten dazu natürlich weibliche Partner. Zwischen der OHS und der medizinischen Fachschule bestand ein ungeschriebener Vertrag. Und so kam es auch, ab 05.12. 1970 lernte ich meine heutige Frau in Stralsund kennen, eine Glower Fischerstochter, die Krippenerzieherin werden wollte und wurde. Politische Ereignisse gingen natürlich auch an der Schanze nicht vorbei, 1971, als in der VR Polen die ersten Streiks in den Werften auftraten, wurden wir voll ausgerüstet und schliefen mit Waffe (MPi). Die Entwarnung kam nach drei Tagen und uns viel ein Stein vom Herz. Im 3. Studienjahr wurden Gespräche mit und geführt, wer eventuell als späterer Politkader in Fragen kommt. Da ich Parteisekretär war und auch nicht untalentiert im Umgang mit Menschen war, stand ich mit ganz oben auf der Liste. Ich konnte mir diese Laufbahn vorstellen, wollte aber ein paar Jahre Diesel und ÖL riechen und Maschinen betreuen. Im gleichen Jahr fiel die Entscheidung Langsamläufer (Ihr sagt Schiffe) oder Schnellläufer (Ihr sagt Boote). Für mich stand fest, Boote und möglichst sehr schnelle. Zwölf wurden für Schnellläufer ausgesucht, zwei davon speziell für die Motoren M50F3, dass heißt LTS, einer davon war ich. Im 4. Studienjahr trimmte man uns auf diese Motoren, Praktikum im Motorenwerk Wurzen, Praktikum in der 6. Flottille (ich) bei LTS. Man war das geil. Ich hatte einen Abteilungs-Ing., OL Clemens Fricke, was Besseres konnte ich mir garnicht vorstellen. Da gab es Gruppen-Ing. wie STOM Hartath, STOM Müller, STOM Simon, die haben uns fachlich betreut. Abgeschlossen wurde das Praktikum mit einer Eignungsprüfung, mein Kommandant war OL Günther Seidel, ein "Schlitzohr". Unser Betreuer KK Vetter kam an Bord, das Boot war klar zum Auslaufen, die Maschinen liefen, bei mir bis dahin auch alles glatt. Plötzlich fielen die Maschinen aus. Fehlersuche stand an. Man war ich aufgeregt, ich kroch durch das Boot und fand nichts. Als ich am Kommandant vorbei rannte hörte ich nur "Schnellschluss" und da kam die Erleuchtung. Die Motoren waren mit Schnellschlussklappen versehen falls die Propeller mal aus dem Wasser kommen sollten und "durchdrehten", fielen Klappen zur Luftzufuhr und die Maschinen gingen aus. Genau das hatte KK Vetter simuliert. Ich fand den Fehler und alles gut. Zurück an die Offizierssschule, wollte ich sofort von der Politlaufbahn zurück treten und nur noch Maschinen unter mir sehen. Eine große und lange Aussprache folgten und ich verlor nach dem Motto: einmal ja gesagt, kein zurück! Ich fügte mich und begann als Gruppen-Ing. bei LTS. Ich war als Leutnant, der inzwischen verheiratet war und in Glowe wohnte, immer überall dabei. Wo technische Probleme auftraten, Maschinenwechsel anstanden, ich war da und machte mit. Rumstehen und kommandieren war nicht mein Fall, zumal die Unteroffiziere der LTS-Boote viel mehr Erfahrungen hatten als ich. Ich quetschte sie aus und das half. Nach einem halben Jahr als Gruppen-Ing. wurde ich dem Stellvertreter RD der Brigade als "Hilfs-PV" zugeteilt. Meine Aufgabe war die politische Arbeit auf den beiden Wohnschiffen H-97 und H-98 zu organisieren, mit den Kommandanten abzustimmen und teilzunehmen. Die Kommandanten waren FK Dorn und KK Krüger und ich Leutnant "Frischling". Wir haben uns sagenhaft zusammengerauft und noch heute stehe ich mit beiden in enger Verbindung. Im Herbst 1974, ein Jahr nach meinem Eintreffen als Offizier auf dem Bug wurde ich für zehn Monate nach Berlin kommandiert, um an der Politschule herangebildet zu werden. Eigentlich war s eine Polit- und "Sportschule", was haben wir da Sport gemacht. Also, in Berlin-Grünau, wo diese Politschule war, waren Angehörige aus allen Teilstreitkräften dabei. Was soll ich Euch sagen, die Marine und die Luft waren eine Lehrgruppe. Da gab es Typen bei den Piloten, es waren nämlich welche, die schon höhere Dienstgrade hatten, natürlich auch bei unseren Marinern. Unser Gruppenältester war Major Koschmieder, MiG-Pilot im Marxwalde. Da bei den Luftstreitkräften die Organisation der politischen Arbeit anders als bei der Marine war, gab es in der Umsetzung dieser Arbeit die einzigen Unterschiede. Inhaltlich wurden wir mit allem theoretischen Wissen ausgerüstet, also Marx und Engels und natürlich Lenin. Die Organisation der politischen Arbeit in den militärischen Einheiten war der zweite Schwerpunkt und als drittes gab es Sport und der war nicht ohne. Unsere Lehrgruppe holte die Goldmedaille im Handball (ich Torhüter) und in der Leichtathletik. OL Lange von den Fliegern und ich waren die Sportgruppenleitung. Am Schluss der zehn Monate hatten wir vier von sechs möglichen Pokalen der Schule gewonnen. Berlin wurde natürlich auch unsicher gemacht. In Grünau gab es in der Nähe der Regattastrecke das Gesellschaftshaus, da waren wir gepflegt, in unmittelbarer Nähe der Schule gab es eine kleine Kneipe, wo wir nur zum Trinken einrückten. Die Chefin hieß wie in Juliusruh "Bärbel". An einem Abend saßen wir in zivil zu viert und tranken Bierchen, da setzten sich zwei Berliner zu uns an die große Back und wir kamen ins Gespräch. Dass ich ein ärmelloses T-Shirt trug, fragte mich der eine plötzlich, hast Du eine Arbeitsstelle, Dich könnten wir mit Deinen Oberarmen bei der Müllabfuhr in Berlin gebrauchen. Wir waren alle vier für einen Moment wie versteinert und begannen dann zu lachen. Als ich den beiden erklärte mit wem sie es zu tun hatten, lachten sie Lauthals und wir tranken zusammen bis zum Ausschankschluss. Immerhin lernten wir in diesen zehn Monaten auch unsere Hauptstadt kennen und fühlten uns wohl. Im polnischen Informationszentrum kauften wir Schallplatten, die es sonst nirgendwo gab. Nur westliche Gruppen und Rock und Beat. Auf der Insel kam ich damit natürlich groß raus. Der Abschluss des Lehrgangs kam und ich ging wieder nach Dranske-Bug zurück. Ich wurde als Boots-PV in der 5. RSB-Abteilung eingesetzt. Nun muss ich dazu sagen, dass von den vier RS-Booten der 5. Brigade nur eins mit einem PV besetzt war und der war ich. Es gab einen Abteilungs-PV und natürlich die Politabteilung. Ich wurde herzlich begrüßt aber gleich auf die veränderte Situation hingewiesen, "hier bist Du nicht mehr bei LTS". Ich war immer noch Leutnant und die Kommandanten waren alte Oberleutnante und Kaleus. Ich kam auf die 752 zu KL Hartmut Neubauer. Ein sehr guter Griff, er war ein einfühlsamer aber korrekter Kommandant. Ich lernte die einzelnen Funktionen an Bord kennen, wusste bald alle Namen der Besatzung und was jeder für Aufgaben hatte. Und mein Kommandant war auch ein "Schweinehund", bei einer Seeausbildung fuhren wir zur Übung mehrere Raketenangriffe, plötzlich kam über BÜ, "PV sofort auf HBS!" Ich war gerade im Maschinenfahrstand und unterhielt mich, so gut es ging mit dem E-Gast. Ich also hoch zum HBS und das passierte es. Mein Kommandant: "Genosse Oberleutnant übernehmen Sie die Schiffsführung und fahren Sie einen Raketenangriff auf das vorgegebene Ziel!" Ich dachte "Scheiße, jetzt führt er dich der Besatzung vor. Aber kneifen gibt es nicht. Ich war schon immer ein guter Beobachten und hatte mir vieles eingeprägt. Navigation war für mich auch kein Geheimnis mehr aber etwas ungeübt. Da stand der Oberleutnant, Stellvertreter des Kommandanten für politische Arbeit, und sollte eine ganz anders geartete Aufgabe erfüllen. Das hatte man uns in Berlin nicht gelernt. Wie hoch mein Puls war kann ich Euch nicht mehr sagen aber ich habe den Herzschlag unter dem Käppi gespürt. Eintragung im Bootstagebuch, PV übernimmt Schiffsführung! und nun ging es los. Mir lief der Schweiß den Rücken runder aber ich wollte diese Aufgabe erfüllen. Mit Kurs, Geschwindigkeit und der Bootsführung im offenen Gewässer war das alles nicht so schlimm aber dann begann der Angriff und nur auf Russisch. Ich habe nicht gut aber auch nicht ganz schlecht ausgesehen bei dieser Aufgabe und mein Kommandant stand unterstützend an meiner Seite. Von diesem Augenblick an habe ich an Bord vieles anders gesehen und nie ein Besatzungsmitglied während der Ausübung seiner Funktion mit Geschwätz gestört. Ich habe beobachtet und mir eingeprägt. Aber meine Bordzeit sollte sehr schnell zu Ende sein, der Oberinstrukteur für Parteiarbeit der Brigade sollte in die Flottille versetzt werden und ich als junger Oberleutnant sollte ihn ablösen. Immerhin ist der OIPA der Stellvertreter des Leiters der Politabteilung gewesen. Es kam wie es kommen musste, ich wurde versetzt und musste plötzlich im Brigademaßstab denken. Mir oblag ab sofort die Planung der politischen Arbeit in der Brigade, musste zu Planungsabstimmungen wöchentlich beim Stab erscheinen und ich war für die Führung der Parteigrundorganisationen- und -gruppen verantwortlich, also Schulungen Kontrollen und ähnliches. Nichts davon hatten wir in Berlin gelernt, naja Theorie ist eben immer anders als die Praxis. Diese Planstelle hatte ich zwei Jahre inne, da kam 1978 ein Versetzungsbefehl in die 7. KTSB-Brigade. Da war ich sehr erfreut, ich kam zu den kleinen, schnellen zurück, die inzwischen auch etwas größer geworden waren. Zum Abschluss dieses Teil möchte ich aber auch noch sagen, der Politoffizier wurde nicht immer und nicht von jedem gut angesehen. Selbst unter den Offizieren gab es "richtige Gegner" für unsere Planstellen. Ich habe diesen aber nie eine Gelegenheit gegeben, sich in Erfolgen zu sonnen. Auftreten und Wissen sind hier immer entscheidend gewesen. Eine Geschichte muss ich aber aus der 5. RTSB-Brigade noch schreiben. Ich hatte mir angewöhnt, wenn es auf See ging eine Kiste Cola in die Kommandantenkammer zu stellen, ich teilte mit ihm ja die Kammer. Da es auch Zeiten gab, wo ich richtig seekrank wurde, hatte ich auch immer trockenes Brot im Kampfanzug. Bei Wetter bis drei wurden die Colaflaschen schnell reduziert, wurde es mehr See, begannen das Brotessen oder auch Zwieback. Hartmut Neubauer sah sich das ein paar Mal an und dann legte er fest, der PV sitzt Brücke innen Steuerbord und übernimmt das Ver- und Entschlüsseln der Funksprüche. Ich erhielt von ihm eine Einweisung in die verschiedenen Arten der Verschlüsselung und kaum war die Revierfahrt beendet, saß ich auf meinem Platz in der Brücke und tat meine Arbeit als Verschlüsseler/Entschlüsseler. Der "Schweinehund" hatte genau mitbekommen, wann mir übel wurde und wann nicht. Vom Tag an wurde mir oft nur noch übel wenn ich mal in die Abgase der Hauptmaschine kam. Ich arbeitete sogar, wenn der Steuermann an seiner Karte auf und nieder hüpfte wegen dem Seegang. Mein Kommandant sichert selbst sogar ab, dass immer genügend Cola für mich da war. Ich weiß nicht warum aber die Cola hatte etwas "Beruhigendes" für mich. Wir haben später, wenn wir uns trafen immer über diese Episode gelacht, weil ich dadurch meinen inneren Schweinhund bekämpft hatte. ... geht noch weiter
... noch ein Teil So, nun zu meiner Zeit bei KTS. Es war eine der schönsten Zeiten, die ich während meiner Dienstzeit erlebt habe. Mein Brigadechef wurde FK Rolf Eichhoff, mein Leiter der Politabteilung KK Werner Funke. Mein Mitkämpfer in der Politabteilung (OIProp) war OL Günther Heidemann. Der Stabschef FK Bernd Kühsel, der Stellv. Stabschef KK Gerd Müller, mein Planungspartner. Ich war endlich wieder da, wofür ich ausgebildet wurde, bei den Maschinen M50F3 und der Technik, die ich bereits 1973 kennengelernt hatte. Nur die neue Bauart der Boote faszinierte mich. Mir bekannte Kommandanten, im Dienstgrad geklettert, waren immer noch dabei. Das Umdenken auf diese kleinen Besatzungen war nicht schwer. Fünf Mann eines Bootes sind gut zu überblicken und es war eine hohe Anzahl von Berufsunteroffizieren dabei. Als erster Höhepunkt in der 7. LTSB-Brigade für mich stand meine Beförderung zum Kaleu an. Man vier Sterne, die trägt sonst kein Dienstgrad in der VM. Ich war natürlich stolz und machte mich auch nützlich. In den Maschinenräumen sah ich mich um, ließ mir vom LM oder E-Mix alles erklären und kam so auch gut bei der Truppe an. Unser BCH war "ein Vater" für die Brigadeangehörigen. Er war korrekt, konsequent und auch hart wenn es sein musste aber er sorgte sich auch um seine "jungen Adler", wie er selbst seine Truppe gern bezeichnete. Bei KTS gab es keinen, der einen Politoffizier nicht gemocht hatte, wir waren nur drei und kümmerten uns um unsere Truppe. Wir organisierten Feste für die Truppe und Feste für die Offiziere mit Familien und unser BCH war immer mitten drin. Im Bereich des Chefs und seiner engsten Mitarbeiter wurden die Geburtstage der Männer sowie der Ehefrauen ordentlich gefeiert. Das schweißte zusammen. Hier kam auch der Augenblick, wo ich das erste Mal mein Interesse für Geschichte entdeckte. Die 7. LTSB-Brigade hatte als einzige Brigade an Bord des Wohnschiffes ein Traditionszimmer. Der verpflichtende Name "Fritz Globig" war Anlass dazu. Ich will es zu Fritz Globig kurz machen, er war KPD-Mitglied, emigrierte vor den Nazis in die Sowjetunion, wurde hier als "Spitzel der Nazis" behandelt und damit ein Opfer des Stalinismus. 1955 kehrte er erst aus der großen, brüderlichen Republik zurück. Es gab vier Namensträger, die 7. Brigade, eine Kampfgruppeneinheit in Nauen, die FDJ-Grundorganisation der Zollverwaltung Leipzig und eine Brigade in den Kirow-Werken Leipzig. Das Treffen der Namensträger fand immer am 25.01. zum Geburtstag von Fritz Globig statt. Als Angehöriger nahm daran auch immer der Bruder Erich Globig teil, weil Fritz 1970 verstorben war. Zurück zu meiner Inspiration. Mir war das Traditionszimmer zu inaktuell und es war mehr draus zu machen. Zum BCH, Geld wurde zur Verfügung gestellt und los legte ich. Gemeinsam mit Günther Heidemann und einigen Unteroffizieren arbeiteten wir im Fotozirkel und gestalteten die Ausstellung völlig neu und aussagekräftiger. Zur Eröffnung waren FCH und Leiter Politabteilung Flottille anwesend. Beide hatten auch bei LTS gedient und waren angenehm überrascht, was aus dem alten Traditionszimmer geworden war. Das war der Ausgangspunkt meiner "Militärhistorikerlaufbahn". Das nächste, stark prägende Ereignis war der Winter 1978/1979. Unabhängig vom militärischen Dienst, eingeschlossen in der Dienststelle, keine Kontakt zur Familie, das war hart. Die Brigade kämpfte, wie alle anderen auch, zweischichtig am Tag um die Befreiung der Zufahrtsstraße nach Dranske und weiter nach Wiek. Wir brauchten vier Tage, um einen Kilometer Straße zu räumen, vom Bug bis nach Dranske. Zusammengestellte Kolonnen marschierten mit Schier und Schlitten über den stark vereisten Bodden nach Wiek zum Bäcker, um Brot für die Familien zu holen. In dieser Zeit gab es keine Dienstgrade sondern nur Menschen, die um ihre Existenz kämpften. Da wir die Versorgungslage kannten, hatte ich z.B. immer eine Flasche Weinbrand oder Rum in der Kampfanzugtasche. Wenn es heißen Tee für die Truppe gab, wurde der Inhalt der Flaschen in den Tee verteilt. Der innere Ansporn für alle blieb erhalten und die Truppe sah, die Offiziere machten mit. Da Schiebeschilde und Schneeschieber nicht mehr halfen entwickelten findige Köpfe der Truppe die "Quadertechnik", das heißt, es wurden aus dem Schnee Quader ausgestochen und dann manuell von Mann zu Mann nach oben gereicht. Die Grundwerkstatt fertigte aus unserem eigentlichen Bootskörper-Alu-Blech leichte "Quaderstechgeräte". Naja, so schafften wir es letztendlich doch, nach Dranske durchzukommen. Inzwischen waren auch unsere Tatra 813 am Ufersaum des Boddens mit flächenvergrößerten Reifen entlang gefahren und versorgten die Bevölkerung von Dranske mit Nahrungsmitteln. Die sowjetischen Kettenfahrzeuge von der Dienststelle Rehbergort fuhren nach Wiek und verteilten Nahrungsmittel in den umliegenden Ortschaften der Gemeinde. Hier wurden keine Helden geboren, hier waren alle Helden, sie besiegten den "General Winter". Dieses Ereignis, was sich immerhin bis Februar 1979 hinzog, prägte alle Truppen, alle Besatzungen enorm. Im sportlichen Bereich gehörte ich immer zur Mannschaft beim 1. und 3. Fernwettkampf. Der erste war "Starker Mann", der 3. war Leichtathletik. Bis 1983 folgten noch viele interessante und einprägsame Stunden in der Brigade. In dieser Zeit wechselte der Leiter der PA, also mein unmittelbarer Chef noch zweimal, KK Funke (1981 Selbstmord) folgte KK Manfred Wierick (leider nun auch schon verstorben), und KK Günther Rosenhainer (Absolvent der Politakademie in Moskau). Der Zusammenhalt blieb. Was hatte ich für interessante Gespräche mit den Unteroffizieren und Matrosen. Da ist z.B: Stabsmatrose Matthias Zettel, Ari-Gast auf Boot 932, ein unberechenbarer Kerl, Belobigung und Bestrafung folgten bei ihm wie eine Seite der anderem in einem Buch. Die Seeleute waren alle offen und ehrlich und das schweißte uns so zusammen. ... Schluss folgt
... weiter Der Befehl kam für mich etwas unerwartet, Versetzung in die 1. RTSB-Brigade als Leiter der Politabteilung m.d.F.b.. Scheiße dachte ich, das schaffst Du nicht so einfach. Wieder RS- und TS-Boote und wieder neue Leute. Sogar der BCH war neu und ich kannte ihn nur vom Sehen. Und wir gingen gleich in den Gefechtsdienst nach Sassnitz, auch eine neue Variante des Dienstes, die ich nur theoretisch kannte. Es wird aber überall mit Wasser gekocht und deshalb konnte ich meine gesammelten Erfahrungen in den zwei Brigaden als Leiter der Politabteilung m.d.F.b. voll umsetzen. Mein BCH wurde KzS Hans Zimmer. Den Gefechtsdienst im Sassnitz absolvierten wir eigentlich problemlos. Ich organisierte einen Besuch auf der Fähre "Sassnitz", die zwischen Sassnitz und Trelleborg ihren Dienst tat. Ich glaube im April 1984 verlegten wir zurück nach Dranske-Bug. Da ich Leiter der Politabteilung war, war ich gleichzeitig auch Vorsitzender der Sportorganisation Dranske II, war deshalb Mitglied im Sportkomitee der Flottille. Auch hier, in der 1. RTSB-Brigade nahm ich die Gelegenheit beim Schopf und organisierte den Aufbau eines Traditionskabinetts der Brigade. Der Spezialistenraum des Wohnschiffes wurde umgebaut und es entstand mit Hilfe des Fotozirkels eine sehr gute, aussagekräftige Ausstellung zur Geschichte der Brigade. Wenn ich schon damals Zugang zu den Dokumenten gehabt hätte, die ich heute Nutzen kann, wäre das schon ein Knaller geworden. Im August 1984 kam dann ein neuer Leiter der Politabteilung in die Brigade und ich wurde wieder OIPA. Es war nicht einfach aber ich habe es verkraftet. Zumal ich 1984 eine Blinddarm-OP hatte, der 1986 eine OP Darmverschluss folgte. Der Stabschef der Brigade war KK Michael Reschke, Micki, wie wir ihn nannten. Er war mein Jahrgang und hatte die seemännische Laufbahn eingeschlagen, war inzwischen auf der Akademie in Dresden und nun in der 1. Brigade. Wir verstanden uns gut, ich hatte mit allen Kommandanten ein gutes Verhältnis und die Unteroffiziere und Matrosen hatten in mir ein Vorbild hinsichtlich meiner aktiven Teilnahme an sportlichen Ereignissen. Wir gewannen als Brigade den Pokal in der Leichtathletik der Flottille und waren auch in der Gefechtsausbildung erfolgreich. Die Ärzte machten meiner Laufbahn in den fahrenden Einheiten ein Ende. Nach zwei Bauch-OP´s wurde ich von Bord genommen und in die RD versetzt. Auch für die 1. RTSB-Brigade kann ich sagen, dass es mir immer Spaß gemacht hat mit den Besatzungen zu arbeiten. Ob im Hafen oder auf See, ich glaube ich kann sagen, hier war auf jeden Verlass. Aber in der 1. RTSB-Brigade sollte auch ein Kapitel meines Lebens beginnen, an das ich nicht so gern denke. Jetzt ist es an der Zeit einmal etwas über die Aufgaben eines OIPA (Oberinstrukteurs für Parteiarbeit) zu schreiben. Dass ich der erste Stellvertreter des Leiters der Politabteilung war hatte ich schon erwähnt, mir oblag die Planung der politischen Arbeit in der Brigade für das Ausbildungsjahr und deren monatliche Präzisierung. Der OIPA hatte die Schulung und Anleitung der der Parteisekretäre der Grundorganisationen und der Parteigruppenorganisatoren zu planen, vorzubereiten und durchzuführen. Dazu kam die Kontrolle der Nachweisführung und die ordnungsgemäße Ausgabe der Finanzen. Die Beitragskassierung ging ebenfalls über meinen Tisch. Eine regelmäßige Aufgabe (14tägig) war die Parteiinformation. Dazu kamen die Politoffiziere der Abteilungen zu mir und berichteten über die Erfüllung der militärischen Aufgaben, über die Wettbewerbsprobleme und den politisch-moralischen Zustand. Diese Informationen fasste ich zusammen und berichtete jeden zweiten Mittwoch in der Politabteilung der Flottille zu einer festgelegten Zeit. Oft konnte ich nicht viel aus den Berichten der PV entnehmen aber meine eigene Arbeit in der Truppe ergänzte oft den Gesamteindruck. Die Widersprüche über die berichteten Aussagen der Besatzungsangehörigen und der Schreibereien im ND waren einfach nicht zu übersehen. Da ich aber niemanden in die Pfanne hauen wollte, sprach ich zwar von Konflikten zwischen Theorie und Praxis, aber ich wusste, es wurde auch verharmlost weiter berichtet. Gab es Vorkommnisse, wurden diese natürlich ausgewertet und mit Schlussfolgerungen versehen. Es war für mich die unliebsamste Tätigkeit während meiner gesamten Dienstzeit, aber ich dachte an meine Karriere und ich wollte 25 Jahre unbeschadet überstehen. Ich ging sehr oft Kompromisse ein und versuchte objektiv zu bleiben. Keine Kompromisse gab es bei mir, wenn es um die Sicherheit eines Bootes oder der Brigade ging. Nun kommt die "Schattenseite" meiner Arbeit. 1985 oder 1986, genau weiß ich es nicht mehr, wurde ich zum Verbindungsoffizier der Verwaltung 2000 (Militärabwehr) bestellt und zu meiner Arbeit befragt. Das Ergebnis dieses Gesprächs war, dass ich 14tägig, nachdem ich bei der Politabteilung der Flottille berichtet hatte, auch bei der Verwaltung 2000 berichten sollte, also eine genaue Gesamteinschätzung der Brigade geben sollte. Vorkommnisse und Disziplinarvergehen wurden sehr tiefgründig ausgewertet und ich sollte immer einschätzen, ob Gefahr in Verzug sei. Ich hielt aber bis 1990 an einer genauen, allgemeinen Einschätzung der Einheiten fest, es sei denn es gab Vorkommnisse, die nicht anders zu umschreiben waren. Niemand durfte davon wissen, nicht mal mein eigener Vorgesetzter, so der "Vertrag". Ich wurde zum GMS (Gesellschaftlicher Mitarbeiter Sicherheit). Was Ihr jetzt von mir haltet ist erst einmal irrelevant, meine Geschichte geht noch einen Teil weiter, nämlich von 1986 bis 1990 in den RD. .... weiter
... Abschluss Nun der Schluss. Ich wurde also 1986 in die Gruppe politische Arbeit der RD versetzt. War kurzzeitig als Instrukteur für Jugendarbeit tätig und wurde dann wieder OIPA. Hier gab es nun viele Einheiten, sehr verworrene Strukturen und eine "Menge" Stabsoffiziere. Auch hier fuchste ich mich schnell ein, zumal mein Chef ein guter alter Bekannter war. Der Stellvertreter RD war KzS Kräusche, später KzS Roßig. Die Vielzahl der Einheiten der RD erforderte ein Umdenken in meiner Planungtätigkeit und auch in der Anleitung der SED-Grundorganisationen. Da aber der Stellvertreter RD mit Finanzen für große Veranstaltungen nicht geizig war, konnten wir einige sehr gute Sachen organisieren. Das kam an. Mein Patenkollektiv, das war in den RD so üblich, war die Truppe von der Clubgaststätte, ausschließlich Frauen im zivilen Beruf. Ein Novum für mich war jetzt die Gewerkschaft und die Schule der sozialistischen Arbeit, die "Politschulung" für Zivilangestellte. Ich lernte die Arbeit der Einheiten der RD kennen, sah mich überall um und nahm an einer "Quali-Prüfung" für Köche teil. Als die KK-6 zur Kfz-Lehrbahn fuhr, war ich dabei und setzte mich auch ans Steuer eines Tatra 813. Super geiles Gefühl, wie diese PS-Masse auf mich hörte. In der I-Basis waren die Aufgaben sehr unterschiedlich und das Personal auch, da alles da war, Grundwehrdienst bis Zivilist. Nicht so einfach wie in den Brigaden oder auf den Booten, wo nur Uniformierte waren. Und es "flogen die Fetzen", das kann ich Euch sagen. Ich bekam ein neues Aufgabengebiet, Wohnungskommission der Flottille. Das heißt, diese Kommission traf sich regelmäßig um neue oder frei gewordene Wohnungen in Dranske an Berufssoldaten zu vergeben. Logisch gab es mehr Anträge als Wohnungen und alle wollten gern. Auch hier gelang es mir kompromisslos für die RD-Leute Wohnungen zu organisieren. Sogar für SaZ habe ich in den Heimatorten Wohnungen organisiert, als sie mir ihre Situation erklärten. Da lief viel über die SED-Kreisleitungen und das habe ich genutzt. Die Berichterstattung als Informator lief immer nebenher. Was soll ich Euch sagen, ich war gern Offizier und auch Politoffizier. Wenn es unter Euch, da bin ich überzeugt, welche gibt, die uns PV´s nicht ab konnten, so ist das Euer Problem. Ich jedenfalls hatte keine Bedenken meine Aufgaben zu erfüllen, und bereue nichts, was meine Dienstzeit betrifft. Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung 2000 allerdings wurmt mich noch heute, aber nicht vordergründig. Ich sage mir immer dazu, du warst Offizier, Politoffizier und hattest eine enorme Verantwortung für Menschen und Technik, also blieb der Austausch der Gedanken mit der Sicherheit nicht aus. Der "Geheimdienst-Tatsch", a la James Bond war da nicht gegeben. Jedenfalls wurde ich mit allen anderen Politoffizieren am 30.09.1990 durch "Abrüstungsminister" Pfarrer Eppelmann entlassen. Wir standen vorerst vor dem Nichts. Nach eine kurzen "Wutphase" nahm ich die Gelegenheit der Umschulung zum Tourismusassistent wahr und schloss 1992 die Umschulung mit Bad Harzburger Diplom ab. Nach kurzer Selbstständigkeit, wurde ich am 19.01.1993 in Dranske in der Wittow-Touristik-und Reisegesellschaft mbH als Mitarbeiter im Fremdenverkehrsamt eingestellt. 1994 erlangte ich den Reiseleiter für Rügen und arbeitete verstärkt im Bereich Gästebetreuung und Marketing. 1991 trat ich aus der Partei aus, die sich jetzt PDS nannte und verglich mein politisches Schicksal mit dem meiner Mutter. Verraten und verlassen von so genannten "Widerstandskämpfern". Als ich erst 1999 meinem alten Chef offenbarte, dass ich mit der Verwaltung 2000 zusammengearbeitet habe, war erst kurz Schweigen angesagt, und dann irgendwie "Verständnis". Inzwischen habe ich meine Akte eingesehen und ich kann Euch sagen, dass ich ständig im Visier des MfS stand. Als Lehrling (heute sagt man Azubi) wurde ich als Kleinkrimineller geführt, weil Radio Luxemburg in der Öffentlichkeit hörte, weil ich West-Schmöker las und verteilte, weil ich ohne Führerschein die Straßen unsicher machte. Eigentlich wollte ich nach der NVA nie wieder Menschen von irgendetwas überzeugen müssen Aber es wurde mein Job, Menschen zu ihrem Urlaubsglück zu "zwingen". Diese meine Arbeit, die ich sehr gern machte, wurde 2010 durch beidseitiges Merkelzellkarzinom an den Unterarmen eingebremst. Es folgen zwei OP´s mit Hauttransplantationen, Bestrahlungen und die Altersrente für Schwerbehinderte am Oktober 2011. Heute bin ich einer der 20.000 Europäer, die ein doppeltes Merkelzellkarzinom überlebt haben. 1998 gründeten wir den Heimatverein in Dranske, 1999 bauten wir das Museum auf und da finde ich seit nun mehr über 20 Jahre meine Erfüllung. Seeflieger und Schnellboote sind die Hauptakteure in meinen Recherchen und so fand ich zu Euch." Den Großteil des Textes habe ich für das Forum der Volksmarine geschrieben und deshalb sind Begriffe dabei, die nicht unbedingt jeder kennt. Bis denne
Hallo Eddy, ich habs gelesen, in allen seinen Fortsetzungen. Und ich denke, dass es notwendig für Dich war - und richtig. Wir wurden in diese Zeit hinein geboren und konnten uns weder Seite, noch Ort, noch Zeit aussuchen. Meinen besten Kumpel aus den Kindertagen in Geyer fand ich dann über Umwege in Potsdam wohnhaft. Er wollte mit mir nicht reden. Mein Stubenkumpel aus dem Lehrlingswohnheim in Riesa habe ich vor Jahren mal getroffen. Er war bei einer Nationalmannschaft Trainer gewesen .... Es blieb bei der einen Begegnung. Ein anderer wurde Pilot bei der Lufthansa. Wir haben uns nie wieder getroffen. Irgendwann war es mir in den 90-Jahren auf den Keks gegangen als 40-Jähriger Grüner den Rotznasen vor dem Fußballstadion hinterher zu rennen. fand ich abartig. Eine Möglichkeit der Veränderung bot sich durch Sprachlehrgänge Am Bundessprachenamt in Köln. Ich wurde angenommen und lernte in 4x Zweimonatslehrgängen die polnische Sprache. Damit wurde ich Fachidiot und fand im Aufbau der Zusammenarbeit zwischen unserer und der poln. Polizei ein Feld, was mich voll forderte und ich gab auch alles was ich konnte. Das ist nun auch schon wieder mehr als 14 Jahre her. Jetzt kann ich auch meinem Hobby frönen. Aus der Anfängen der Suche nach Friedhöfen des Großen Krieges haben sich mehrere Gruppen gefunden, die von meinen Erfahrungen jetzt noch zehren und sind schon mehrere Meister nachgewachsen. Bin ich stolz drauf. Langsam bereite ich mich auf den Abflug vor, gesundheitlich auch nicht mehr zu Besten gestellt will ich trotzdem noch die Zeit nutzen und für meine Nachfolgerin einige Sachen zur Stadt- und Kreisgeschichte auf- und vorzubereiten: es handelt sich die Ansiedlung der Bauern Und Tuchmacher in Mittelpolen, speziell in Stadt und Kreis Gostynin. Es ist Jeder seinen Weg gegangen. Wenn einer der Meinung ist, dass er den Stab über uns brechen muss. Seine Sache. Mich geht das nichts mehr an. Ich kann von mir sagen, dass ich meine Zeit genutzt habe. Wünsche Dir noch Alles Gute. Günther
Hallo Eddy! Jetzt bin ich aber wirklich beeindruckt! Vielen Dank für die ausführliche Darstellung Deines beruflichen Werdegangs! Klasse und spannend beschrieben!
Danke Günter und Andreas, es ist ja nur die Jugend, die ich beschrieben habe. Im Alter habe ich noch so manches Erlebnis gehabt und Spannendes erlebt, z.B. in Südtirol. Bisher 21 Jahre in Südtirol Urlaub gemacht und immer Neues zum Krieg in den Alpen und Dolomiten gelernt und gesehen. Spannende Geschichte und weit weg vom Meer.