Moin zusammen, kann mir bitte jemand kurz und knackig den Unterschied zw. Ernennung und Beförderung erklären? Ich dachte die ganze Zeit, dass eine Beförderung nur den Rang/Dienstgrad betraf. Mit einer Beförderung wurde man also zum überzähligen XY, ohne Posten in der Einheit. Während man bei einer Ernennung zum etatmässigen XY mit Posten usw. aufstieg. Ähnlich wie bei den Offizieren mit/ohne Patent. Jetzt bin ich aber über mehrere Tagesbefehle aus Kiautschou (BA/MA RM 16/6) gestolpert, die meine (offensichtlich falsche) Definition über den Haufen schmeissen. Hier werden nur einfache Soldaten zu überzähligen Gefreiten ernannt. Die Ernennung vom Soldaten zum überzähligen Gefreiten hatte also scheinbar auch noch eine weitere/andere Bedeutung/Rechtsfolge. Höhere Dienstgrade wurden zu überzähligen XY befördert. Gibt es zu Ernennung/Beförderung irgendwo eine verständliche (zeitgenössische) Definition? Vielen Dank Gruß Wolfgang
Eine Definition habe ich nicht parat. Mit einer Beförderung habe ich immer einen Aufstieg verbunden, während eine Ernennung eine seitwärts Bewegung oder ein Wechsel darstellt. Die Ernennung eines Flugmaaten zum Flugzeugmaat, wenn dieser die Laufbahn wechselte. Oder umgekehrt ein Maschinistenmaat zum Flugmechanikermaat, wenn dieser seine Ausbildung abgeschlossen hat. Oder die Ernenung zum Offieranwärter, etc. Fehler waren auch damals nicht ausgeschlossen.
Danke Alex, Ich glaub' ich versteh' was Du meinst. Aber in meinen Beispielen wurden Soldaten zu überzähligen Gefreiten ernannt. Also ein Aufstieg! Kein Wechsel bzw. keine seitw. Bewegung. Die Gefreiten wurden dann zu überzähligen Uffz. befördert. Also auch ein Aufstieg. Danke Gruß Wolfgang
Moin Alex, Fehler ... wo? In den Tagesbefehlen? Oberstleutnant "von Kessinger" war Kommandeur des III. SB in Tsingtau. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er einen solchen Fehler in seinen schriftlichen Befehlen hätte durchgehen lassen. Hier noch eine Definition aus Wiki https://de.wikipedia.org/wiki/Kommandeur Zum Kommandeur wurde ernannt (aber nicht befördert; Dienstgrad und Besoldungsgruppe blieben unverändert), (betrifft allerdings Wehrmacht!!) "Meine" Seesoldaten wurden aber zu überzähligen Gefreiten (neuer Dienstgrad!!) ernannt. Da muss noch etwas anderes dahinterstecken! Glaub' ich zumindest. Danke Gruß Wolfgang
Ich habe etliche Fehler in den TB des Kommandeurs der I. SFA, II. SFA, LFA und sogar in den TB des Marineflugchefes. Wir sollten die Illusion aufgeben, dass früher alles richtig war und keine Fehler gemacht wurden.
Natürlich wurden früher auch Fehler gemacht, aber ich denke, dass Amberg Recht haben könnte, dass dies vorliegend nicht die Erklärung ist. Ich war bisher davon ausgegangen. dass eine Beförderung der Dienstgrad betrifft und eine Ernennung den Dienstposten (z.B. Ernennung zum Kommandeur, Adjudanten, Kompanieführer etc.). Aber wahrscheinlich greift das zu kurz. Könnte es sein, dass es bei Mannschaftsdienstgraden generell "Ernennung" hieß, solange diese Mannschaftsdienstgrad blieben (also Ernennung des Soldaten zum Gefreiten oder des Matrosen zum Obermatrosen)? Ich habe hier keinen Zugriff auf meine Unterlagen, aber auf dem einzigen im Moment vorliegenden Tagesbefehl der II. SFA wurde auch ein SchreiberGast zur OberschreiberGast ernannt und nicht befördert. Stefan
Zur Praxis im fraglichen Zeitraum kann ich leider nichts beitragen, jedoch zur Praxis bei den roten Preußen, der NVA. Dort wurde innerhalb einer Dienstgradgruppe befördert und in eine höhere Dienstgradgruppe ernannt. Der Offiziersschüler wurde zum Leutnant ernannt und später zum Oberleutnant befördert. Und vielleicht einmal zum Generalmajor ernannt.
Vermutlich nicht. Die Frage ist ob es damals auch immer richtig angewendet wurde. Ich finde die Fragestllung auch interessant, weil ich fast täglich damit konfrontiert werde. Weil ich keine Erklärung hatte und auch nicht immer einen Muster erkennen konnte, habe ich für mich die oben erwähnte Regelung getroffen. In meine Datenbank gibt es Beförderungen, wenn es sich um einen Aufstieg handelt und eine Ernennung oder Umernennenung wenn nicht. Diesen Gedanken finde ich gut und zumindestens für die Marine könnte es auch stimmen.
Moin Kollegen, Aus v.Alten,Handbuch für Heer und Flotte, Band 3, Stichwort "Ernennung", S.414 : "Ernennung findet zum Unterschiede von Beförderung überall da statt, wo es sich um das Einrücken in eine Dienststellung ohne Änderung des Dienstgrades handelt, wie z.B. eines Obersten zum Regimentskommandeur, eines Hauptmanns zum Kompagniechef, eines Sergeanten zum Fahnenträger." Warum werden Gefreite (nicht nur überzählige) ernannt und nicht befördert? "Gefreite... werden vom Truppenkommandeur ernannt und können von ihm auf dem Disziplinarwege von ihrem Dienstgrade wieder entfernt werden." (v.Alten, a.a.O.,Band 4,Stichwort "Gefreiter",S.101) v.Kessinger benutzt also die richtige Terminologie und da steckt auch sonst nichts geheimnisvolles dahinter. Gruß T.
Vielen Dank Thomas! und natürlich allen anderen, die sich hier beteiligt haben! Das ist die Erklärung auf die ich gehofft hatte. Danke Gruß Wolfgang
Ich habe mir nochmal die Tagesbefehle der II. SFA angeschaut und kann danach bestätigen, was ich schon im Beitrag #7 vermutet habe und was Thomas im Beitrag # 10 bestätigt und unterlegt hat. Matrosen wurden generell zu Obermatrosen ernannt und nicht befördert und erst wenn es weiter hinaufging erfolgte dies durch Beförderung. War aber eine interessante Frage von Amberg, die Unterscheidung war mir vorher nie aufgefallen. Stefan
Reale Beispiele für einen Offizier, Premierlieutenant bis Oberst, zuletzt Charakter als General der Infanterie: "Nachdem Seine Majestät ... resolviert haben den Premierlieutenant ... zum Hauptmann und Compagnie-Chef zu ernennen und zu bestellen..." "Ich habe den Hauptmann ... zum überzähligen Major befördert ..." "Ich befördere Sie ... zum Obersten und ernenne Sie gleichzeitig zum Kommandeur des ... Regiments..." "... und stelle sie als Kommandeur der Schutztruppen ... an" So einfach ist das wirklich nicht. Uwe
Passt auf die von Maxim gelieferte Definition. Passt auf die von Maxim gelieferte Definition Würde auch passen, wenn man einmal befördert ergänzt, was sich der Verfasser gespart haben könnte: Seine Majestät ... resolviert haben den Premierlieutenant ... zum Hauptmann zu befördern und zum Compagnie-Chef zu ernennen und zu bestellen..." Gruß, D.
Moin, Sowas hab' ich auch gerade gelesen. "Nachdem Seine Majestät ... resolviert haben den Vicefeldwebel der Landwehr ... zum Leutnant der Reserve der Infanterie zu ernennen und zu bestellen..." Also warum wurden diesen beiden Burschen ernannt? und nicht befördert?? Steht dazu auch etwas in dem Handbuch für Heer und Flotte? In einem meiner MP steht sinngemäß: vom Vicefeldwebel zum Leutnant befördert. Danke Gruß Wolfgang
Moin Kollegen, Die Formel "Nachdem seine Majestät ...resolviert haben... zu ernennen und zu bestellen...." wurde wohl nur auf den großen Patenturkunden verwendet. https://de.wikipedia.org/wiki/Offizierspatent#cite_ref-5 Vielleicht kann Uwe (Speedytop) die Reskripte zur Beförderung zum Überzähligen Major und zum Oberst einmal zeigen. Waren das die großen Patenturkunden? Gruß Thomas
Guten Tag, die deutsche Sprache ist äußerst facettenreich und dadurch auch sehr interessant. Daher erlaube ich mir eine durchaus passende eigene Frage anzuhängen: Im Zuge meiner aktuellen Arbeit (es geht nur um Offiziere, Begriffsverwendung 1914-1920) „stolpere“ ich hinsichtlich von Versetzungen über folgende verwendete Begriffe, (in Klammern meine saloppen Vermutungen, kein Beleg dafür): -versetzt (endgültig) -kommandiert (vorübergehend) -beordert (vorübergehend) -abgestellt (vorübergehend) -übergetreten (endgültig) Hinsichtlich dem Ausscheiden aus Einheiten finden sich folgende Wortwahlen: -entlassen (Adieu Militärdient) -enthoben (der Dienststellung enthoben und aus dem Militärdient entlassen; Böses wollen wir hier nicht unterstellen) -entbunden (der Dienststellung entbunden und aus dem Militärdient entlassen) Gibt es hinsichtlich der von mir aufgeführten Begriffe verlässliche Nachweise oder bleibt es tatsächlich der facettenreichen Sprache geschuldet?
Moin Jürgen, kommt darauf an. Beispielsweise Beorderung. Offiziere hatten eine Friedensdienststellung. Beispielsweise Lehrer an einer Kriegsschule und dann eine Kriegsbeorderung bei einem mobilgemachten Truppenteil. Einer Dienststellung enthoben zu werden ist jedoch immer negativ konnotiert. Ob man dann aus dem Militärdienst entlassen wurde, kam auf das Urteil des Kriegsgerichts an oder auf die Gnade des Kontingentsherren. Anders als bei der Entbindung vom Kommando. Chefs,Kommandeure und Befehlshaber werden von der Führung ihres Truppenteils ehrenvoll entbunden, aber nicht zwingend entlassen. Es kommt immer auf den Zusammenhang an. Gruß Thomas