Hallo! Mal eine Frage in die Runde. Was ist eine "Entl.Komp."? Eigentlich Entlassungs-Kompagnie, aber hier der Hintergrund: Der Absender, Landsturmmann Wilhelm Winterhagen, ist bei der 3.Entl.Komp. Inf.Rgt.144. IR144 kam aus Metz und Diedenhofen. Das Ersatz-Bataillon aber aus Mülheim/Ruhr (ein paar Kilometer von Essen entfernt). Er schreibt, daß er z.Z. am "Schacht Hubert" (ein Schacht der Zeche "Königin Elisabeth") in Essen-Frillendorf als Reparatur-Schlosser eingeteilt ist. Weiterhin schreibt er, daß er ca. 11 Wochen Soldat sei und daß es ihm ziemlich gut gehe. Warum schreibt er nicht, 3.Kp./Ers.Btl./IR144? War die ganze Kompagnie für diese Dienste abgestellt? Gab es Entlassungs-Kompagnien? Das müßte dann ja bei allen Regimentern der Fall gewesen sein. Er sieht mir eigentlich kriegsverwendungsfähig aus. In den VL taucht er nicht auf. Zu Kriegsende hätte ich mir das vorstellen können, aber Ende 1917? Vielen Dank!
Hallo Andreas, das kann nur Entlastung bedeuten, bezogen auf Unterstützung. Hat er sich wohl etwas komisch ausgedrückt. Sonst auch keine direkte Erklärung dafür. Sehr schön formulierte er ab diesen Satz: "Es heißt nun - mit dem Hammer in der Hand - fürs Vaterland." Und sie müssen täglich schuften. Viele Grüße Matthias
Hallo Matthias! Ganz verstehen tue ich es noch nicht... Ich habe auch den Begriff "Entlastungs-Kompagnie" noch nie gehört. Falls es sich um das Ers.Btl handelt, welches ja aus vier Kompagnien besteht, können sie doch nicht für ein kämpfenden Regiment eine ganze Kompagnie abstellen... Hat vielleicht jemand die RG IR144? Patrick hat sie leider nicht.
Wilhelm Winterhagen könnte selbst, wie die Verwandschaft an die die Karte geht, aus Ronsdorf stammen. Es gab einen Hugo Winterhagen, der von dort stammte. Der Begriff Entlastungskompanie scheint nicht üblich gewesen zu sein, denn zumindest auf die Schnelle läßt sich dazu im Netz nichts finden, was weiterhilft. Weder zusammengeschrieben noch mit Bindestrich. Wohl aber zum Begriff Entlassungskompanie. Zum Beispiel im Landesarchiv BW. Dort sind Unterlagen zu einer 2. Entlassungskompanie. Dann wird es auch eine 3. geben können: M 533 Bd. 178 Archivalieneinheit Stammrolle der 2. Entlassungskompanie (Auflösungskompanie) Enthält: Nr. 1-200 (mit Register auch für Bd. 175, 2. Teil der Entlassungskompanie (Auflösungskompanie) unter Landsturm-Ersatzkompanien XIII./5) Gab es auch im 2. WK noch deutlich im Krieg. So war zum Beispiel der Schriftsteller Wolfgang Borchert (Draußen vor der Tür) 1944 in einer solchen: "In der Entlassungskompanie in Kassel parodiert er Goebbels – und wird prompt denunziert. Januar 1944 Gefängnis Berlin-Moabit. Bomben fallen ..." https://www.lvz.de › Kultur › Regional D.
Hallo, Die Regt.Gesch. widmet einige Seiten zum Ersatz-Batl. (S. 331-335). Dieses Bataillon wurde im August 1914 von Metz nach Mülheim-Ruhr abbefördert. Ab Ende November 1914 gab es beim Ers.Batl. vier Ersatz-Komp. und eine Verwundeten-Komp. Diese hatte Quartier "in einer Wirtschaft in der Nähe des Bahnhofs Mülheim-Eppinghoven. (...) Später lag diese Kompanie in Mülheim-Heissen." Ab April 1915, 2. Ersatz-Batl. aufgestellt (Standort Ahaus i.W.), im laufe des Jahres 1917 aufgelöst. Nichts über eine "Entlassung-Komp." Vielleicht Erwähnung in der Mülheimer-Zeitung? Gruß, Thierry (PS: das Regiment wurde zwischen 19.5.1917 und 15.2.1918 in Galizien (Ostfront) eingesetzt.)
Moin, aber der Bursche war erst seit 11 Wochen beim Militär. Da ist doch die Grundausbildung noch nicht rum. Trotzdem schon in eiener Entlassungskompanie und als Schlosser im Bergwerk!? Gruß Wolfgang
Warum nicht? Er kann eine erst beim Militär herausgefundene Erkrankung gehabt haben, die sich erst unter Belastung offenbarte, oder die Not in den Bergwerken war so groß, dass sie dringender dort Leute brauchten, als beim IR 144. Dass er in einem Bergwerk arbeitet heißt ja nicht unbedingt Untertage, oder wenn, dann nicht als Bergmann, sondern wie er schreibt Reparaturschlosser. Das ist nicht so harte Arbeit wie mit Bohrhammer und Spitzhacke. D.
Arbeiter in Industrien die wichtig waren für die Kriegsführung wurden oft entlassen und zurück zu den Firmen geschickt weil sie dort wichtiger waren als in der Armee. Vermutlich ist dieser Mann auch so jemand?
Hallo! Die Antwort von Jan klingt schlüssig. Aber da dürfte es sich um einzelne Personen gehandelt haben, nicht gleich um eine ganze Kompagnie. Schlosser in Wuppertal (Ronsdorf) klingt auch logisch. W´tal hatte ja eine große Industrie. Wenn er jetzt nur "Entl.Kp." geschrieben hätte, könnte man meinen, er und seine Kameraden haben sie so genannt, aber mit Nummer? Ich wüßte auch nicht, wie krank er hätte sein sollen. Auf dem Bild sieht er frisch aus; jedenfalls dürfte er keine Krankheit gehabt haben, die ihn vor der Front "rettete". Schlosser damals war fast gefährlicher als Infanterie... Er schreibt ja auch, daß es ihm als Soldat ziemlich gut geht. Vielleicht meint er das ja auch nur, weil er nicht an die Front mußte... Klaas. In Deinem link finde ich keine Datum. Es dürfte sich aber um Ende 1918 handeln.
Moin Kollegen, 1916/1917 gab es den berüchtigten Steckrübenwinter. Ab 1916 litt die deutsche Stahlindustrie unter Kohlenmangel. Die Förderleistung des deutschen Steinkohlebergbaus war von 190 Millionen Tonnen auf 159 Millionen Tonnen zurückgegangen. Auch der Energiebedarf der Eisenbahn konnte nicht mehr gedeckt werden. (Siehe M. Rasch, Das Ruhrgebiet im Ersten Weltkrieg,Münster 2022, S.175) Damit waren auch die Ziele des Hindenburg Programms zur Steigerung des Rüstungspotentials gefährdet. Ludendorff war zu dem Ergebnis gekommen ,dass in diesem Krieg nicht die Masse der Menschen, sondern die Menge des eingesetzten Materials den Ausschlag geben werde. Er war deshalb auch bereit, Soldaten für die dringend benötigte Kohleförderung vom Fronteinsatz freizustellen. (H. Münckler, Der Grosse Krieg,Berlin 2013, S.572) Es dürfte sich dabei um bis zu 40 000 Soldaten gehandelt haben. https://www.dhm.de/lemo/kapitel/erster-weltkrieg/industrie-und-wirtschaft/hilfspflichtgesetz Winterhagen dürfte einer dieser Glücklichen gewesen sein.
Ja, ähnliches galt für die Arbeiter in den Werften. Habe einen MP mit entsprechenden Eintragungen für eine Hamburger Werft. D.
Moin Ich habe da auch eine Eintragung der Mann ist auch zur Arbeit entlassen worden. Anbei aus seinen Solbuch )
Hallo! Vielen Dank! Soweit alles klar. Sicherlich gab es Soldaten, die auf Grund ihrer Befähigung zivil eingesetzt waren. Nur wurden sie in numerierten Kompagnien mit Regimentsbezeichnung aufgeführt? Ich denke auch, es ist Entlassungs-Kompagnie, aber die ganze Titulierung mit IR144 macht mich stutzig. Wurden sie evtl. in solche Kompagnien zusammengefasst und unser Wilhelm hat nur seine eigentliche Einheit dahinter gesetzt? Hier noch eine Bescheinigung behufs einer ähnlicher Angelegenheit
Moin Andreas, Nicht einzelne Soldaten, round about 40000 Mann. Warum wäre das nötig? Die Wehrüberwachung übernahm das Bezirkskommando. Steht ja auch auf deinem Ausweis. Der Mann hat einfach das Porto gespart und hat mit einem Augenzwinkern "Feldpost" draufgeschrieben.