Hallo, Aufnahme gesehen bei der Wanderaustellung "Der Tod im Winterberg-Tunnel". Ovillers-La Boisselle (Somme) Mitte 1915. Was beobachtet der Offizier direkt hinter dem Schützer? Wofür das halbe Scherenfernrohr? Gruß, Thierry
Moin Thierry, Das Zielfernrohr ist ein Goerz3x. Das ist kein halbes Scherenfernrohr, sondern ein Grabenperiskop. vgl.: https://www.feldgrau-forum.com/threads/optiken-bei-heer-und-marine.38780/page-3#post-193303 Gruß Wolfgang
Danke Wolfgang! Was ich nicht verstehe; der Schützer kann sein Kopf oberhalb vom Brustwehr heben, der Offizier nicht? Und wofür die Beobachtung mit dem Grabenperiskop? Prüfung des Schießens? Gruß, Thierry
Mit Logik würde ich nicht versuchen ein gestelltes Foto zu erklären, außer mit der Logik einer möglichst erfolgreichen Inszenierung. D.
Heutzutage operieren Scharfschützen immer in 2er Teams. Dabei gibt es den Späher und den Schützen. Der Späher identifiziert Ziele für den Schützen und behält das Umfeld im Auge. Auch hat der Späher die Aufgabe, die Treffer zu beobachten. Man muss sich ja vorstellen, dass beim Schuss durch den Rückstoß, gerade bei einer hohen Vergrößerung, der Schütze das Ziel aus den Augen verliert. Der Späher kann dann eben den Treffer melden, oder die Verfehlung des Ziels. Mit dieser Information kann der Schütze dann nachjustieren. Ob das damals auch schon so gemacht worden ist, keine Ahnung. Vielleicht hat der Offizier/Späher in diesem Fall die Ziele identifiziert und an den Schützen weitergegeben, damit dieser nicht konstant aus der Deckung schauen muss. Zum Schießen muss man ja zwangsläufig aus der Deckung schauen. Natürlich kann es auch schlicht ein gestelltes Foto sein und diese Kombination war für die Scharfschützen im 1. Weltkrieg noch völlig unüblich. Gruß
Moin, Keiner trägt Pickelhaube oder Stahlhelm. Unten im Graben gibt es Zuschauer. Vielleicht auch eine Demonstration abseits der Frontlinie. Interessant finde ich den Sack und die (Karten-?) Tasche, die links vom Schützen zu sehen sind. Wofür könnten diese gedient haben? -Nordarmee-
Moin, wie bei den meisten Grabenfotos dürfte die Szene gestellt sein. Aber es scheint mir sehr realitätsnah zu sein. Die anderen Soldaten befinden sich unten im Graben. Der Beobachter ist ebenfalls gut gedeckt. Der Schütze hat sich wohl einen Sitz gebastelt, sonst könnte er in dieser Köperhaltung kaum schiessen. Wenn der Beobachter ein lohnendes Ziel ausmacht, gibt er dies an den Schützen weiter. Dieser kommt nur kurz aus der Deckung nach oben und gibt einen Schuss ab. Also, aus der Deckung nach oben, Ziel ausmachen, zielen, abdrücken und sofort wieder in Deckung gehen; und alles in kürzester Zeit. Der Beobachter beobachtet (deshalb heisst er so ) die Wirkung im Ziel. Von der Fähigkeit so zu schiessen, leitet sich auch der englischsprachige Begriff "sniper" ab. Snipe => (Wald-)Schnepfe ; sniper => jemand der eine Schnepfe erlegen kann. Schnepfen sind klein (etwa taubengross), schnell und fliegen im Zickzack-Kurs davon. Ein solcher sniper (eigentl. Heckenschütze) pirscht also an Lichtungen, Waldrändern usw. entlang. Wenn dann eine Schnepfe auffliegt muss er in allerkürzester Zeit sein Gewehr in Anschlag bringen, zielen, schiessen und nach Möglichkeit auch treffen! . Das gelingt nur den wenigsten Jägern! Deshalb ist eine spezielle Feder der Schnepfe auch eine besondere Trophäe, die man nur sehr selten am Hut eines Jägers sieht. So, Lehrstunde beendet. Schönen Sonntag euch allen! Gruß Wolfgang
Moin, Ganz vergessen. Die gebräuchlichste Vergrösserung bei den deutschen ZF war 3x. (die Fa. Busch lieferte das Visar 2,75x. also fast 3x ) Bayern hatte zu Beginn des Krieges allerdings eine Vorliebe zu speziellen 4x Zielfernrohren (Voigtländer, Gerard und Busch). Aber auch einige 3x ZF der Fa. Goerz. Ab ca. Mitte 1916 haben die Bayern dann vermehrt die 3x ZF eingeführt. .....Vereinheitlichung, Zuständigkeit an Spandau abgegeben usw. Vereinzelt wurden auch 4x bzw. 4,5x ZF der Fa. Gerard bei Preussens eingesetzt. Erst ab 1917 kamen "mehr" 4x Zielfernrohre der Firmen Gerard und Goerz zum Einsatz. Es gab auch noch Zielfernrohre mit 5x Vergrösserung der Firmen Fuess und Voigtländer. Das war dann aber das höchste der Gefühle. Ob das 5x ZF von Gerard noch während des Krieges zum Einsatz kam, ist m.W.n. nicht belegt. Selbst später bei der Reiswehr und Wehrmacht wurden (fast) nur ZF mit 4x Vergrösserung geführt. Da Waffen und Munition vom Fliessband kamen, hätte etwas anderes auch keinen Sinn gemacht. Zwar wurden die Waffen mit dem geringsten Streukreis von Hand ausgesucht, aber dann hatte man immer noch das Problem mit der Munition aus der Massenfertigung. Die Treffgenauigkeit war einfach nicht ausreichend und konnte mit den Möglichkeiten der ZF nicht mithalten. Also in keinster Weise mit dem zu Vergleichen, was die BW eingeführt hat. Da geht die Vergrösserung erst bei 5x los. "Oberkante" ist dann 25x. https://www.bundeswehr.de/de/ausrue...kpunktabzug erlaubt eine präzise Schussabgabe. Gruß Wolfgang
Naja, eine gewisse Kurzsichtigkeit in den Bereichen ...... und Militär u.a. konnte man den "Hunnen" und ihren Königen noch nie absprechen. Damals wie auch früher! Ob das bis heute noch schlimmer geworden ist.?? Aber lassen wir das lieber.
Moin, Eben nicht! Hier darf ich mich mal wieder selbst verbessern/korrigieren. Diese Teile wurden tatsächlich als: "Halbschere, Scherenfernrohr-Ersatz" bezeichnet. "Die Halbschere, so genannt, weil sie die Hälfte eines Scherenfernrohrs darstellt ......." Das ist für mich zwar nicht nachvollziehbar, denn ein Scherenfernrohr hatte eine Vergrösserung, während die sog. Halbscheren zwei Vergrösserungen hatten. Aber egal. Offizielle Bezeichnung war Halbschere. Das kommt davon, wenn man (ich) spätere/moderne Bezeichnungen auf den 1.WK überträgt. Gruß Wolfgang
Davon hab' ich einen orig. Abzug. https://www.feldgrau-forum.com/threads/rechen-denkhilfe-erbeten.42112/page-3#post-230435 #46
Hallo, Zufallsfunde bei einer anderen Archiv-Suchung. Die Halbscherenfernrohre wurden nach Erlaß vom preußischen Kriegsministerium ab März 1915 bei der Infanterie und bei den Maschinengewehrformationen eingeführt. Bestimmt waren zuerst nur Stabsoffiziere (neben MG Offiziere) damit ausgerüstet. Gruß, Thierry
Hallo, das Foto oben ist mit Sicherheit gestellt. Eine solch geniale Chance würde sich kein gegnerischer Sniper entgehen lassen. Das Fernrohr und der Kopf des Scharfschützen ergeben einen leuchtenden Hinweispfeil. Grüße Ulrich
Moin, sehr interessant! Vielen Dank. Jetzt wird mir auch klar, warum man diese Dinger so selten findet. Ab Bataillonsstab aufwärts und bei den MG-Einheiten. In den nächsten Tagen krieg' ich auch wieder so eine Halbschere. Diesmal von der Fa. R. Fuess, Berlin-Steglitz mit 10x Vergrösserung. Im Moment hab' ich nur ein paar mittelprächtige Aufnahmen davon. Gruß Wolfgang
Hallo Wolfgang, Auf Deinem Bild #39 sieht man nicht ebenso Halbschrenfernrohr? https://www.feldgrau-forum.com/threads/optiken-bei-heer-und-marine.38780/page-2 Gruß, Thierry