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Angekettete deutsche M.G.-Schützen ?

Dieses Thema im Forum "User-Neuvorstellungen" wurde erstellt von kb_rir2, Nov. 25, 2021.

  1. kb_rir2

    kb_rir2 Sehr aktives Mitglied / Sponsor AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Hallo!
    Im französischen Forum (Forum PAGES 14-18) gab es bis Mitte November eine längere Diskussion über die Frage, ob deutsche M.G.-Schützen an ihr Geschütz angekettet (angezurrt) gewesen seien.
    Hier der Original-Post:

    Bonsoir
    Une question me vient à l'esprit, quid des mitrailleurs allemands enchaînés à leurs pièces ?
    L'Illustration en parle dans son numéro du 31 juillet 1915, présentant à l'appui une photo retouchée qui ne prouve rien. J'en ai trouvé référence en novembre 1918 dans la région d'Hecq dans le Nord. C'est cependant le témoignage d'un jeune civil, qui peux tout à fait confondre avec les sangles de mitrailleurs portées en sautoir.
    J'ai tendance à penser que ça tient du bourrage de crâne, mais bon, on a vu tant de choses incroyables dans cette guerre...
    Merci

    Übersetzung:
    Guten Abend,
    Eine Sache kommt mir eben in den Sinn, was ist mit den deutschen M.G.-Schützen, die an ihr M.G.-Geschütz gekettet waren? (Die Zeitschrift) Illustration schreibt darüber in ihrer Nummer vom 31. Juli 1915 und zeigt dafür zum Beweis ein retuschiertes Foto, das erstmal gar nichts beweist. Bezüge darauf habe ich aus November 1918 aus der Gegend der Gemeinde Hecq im Norden gefunden. Das ist jedoch die Aussage eines jungen Zivilisten, der das höchstwahrscheinlich mit den Gurten verwechselt haben könnte, die die M.G.-Schützen überkreuz auf der Brust tragen.
    Mir kommt das wie Hirngespinste vor, aber na ja, man hat in diesem Krieg schon so viele eigentlich unglaubliche Sachen gesehen ….
    Vielen Dank.

    Die Befürworter-Fraktion wartet mit mehr oder weniger authentischen Beispielen auf. Siehe z.B. eine Postkarte über die Kämpfe auf der Loretto-Höhe.
    Es wird daneben auch aus einer längeren Abhandlung über die Endphase des 1. Weltkrieges zitiert, das im Wesentlichen aus Befragungen von Betroffenen besteht. Für Frankophone hier der komplette Text.

    D'autres témoignages dans ce document en PDF, page 66 et 67 :
    https://www.loire.fr/upload/docs/applic ... __1919.pdf

    Ich habe die entscheidende Phase hier übersetzt:

    S. 66
    E- Vous en avez vu, vous (on m’en a parlé aussi) des gens attachés à leur mitrailleuse ?
    T- J’en ai vu un ! Je l’ai même dessoudé !
    E- Alors, racontez-moi comment ça s’est passé !...Vous l’avez vu attaché à sa m..
    T- Attaché, oui ! Sur la pièce ! Alors... Des imbéciles qui se défendaient comme ça ! Ils sont attachés, ils sont ben faciles à prendre ! Alors, ma foi... Je sais pas si je l’ai enterré, j’en sais rien. Mais ça, ça m’est arrivé à moi ! Pas deux fois : une !
    E- Mais vous avez pu l’approcher, s’il avait sa mitrailleuse ?
    T- Quand y a plus de munitions, c’est bien obligé de s’arrêter ! Oh ! Jusque qu’il y en a, il tire ! Il doit pas bien tirer juste parce que ça doit commencer à trembler, je pense !...C’est moi qui est/ai* arrivé le premier le plus près !
    E- Et vous étiez à combien de lui, là ?
    T- Pas un mètre !... J’ai pas mesuré ! Peut-être deux !
    E- Et donc lui ne tirait plus depuis...
    T- Ben non ! Il levait les bras, mais c’était trop tard ! Ça devrait pas être, mais c’est comme ça..

    Übersetzung:
    F(rage): Und Sie haben wirklich (wie man mir erzählt hat) (deutsche) Soldaten gesehen, die an das M.G. angekettet (angebunden) waren?
    A(ntwort): Na, klar. Einen habe ich selbst gesehen. Ich habe ihn ja höchstselbst losgemacht!
    F.: Also, dann erzählen Sie mir mal, wie das passiert ist. Sie haben ihn gesehen wie er angekettet war am M…
    A.: Klar! Angekettet(Festgezurrt) war er. Am Geschütz! Also … ziemlich doof von jemand, sich so zu verteidigen. Sie sind festgezurrt und deshalb kannst Du sie leicht kriegen. Meine Güte ….Ich weiß jetzt nicht mehr, ob ich ihn vergraben habe. Keine Ahnung. Aber, das ist mir echt passiert. Allerdings nur einmal.
    F.: Aber wie konnten Sie an den rankommen, wo der doch ein M.G. hatte.
    A.: Wenn der keine Munition mehr hat, dann musst Du an den ran. Oje. Solange er Munition hatte, hat er geschossen. Aber soweit ich mich erinnere, hat er nicht mehr gezielt schießen können. Er begann zu taumeln (torkeln). … Ich war jedenfalls als Erster am nächsten dran.
    F.: Und wie weit waren Sie von ihm weg?
    A.: Keinen Meter! … Kann man schlecht abschätzen! Können auch zwei Meter gewesen sein!
    F.: Und er hat zu diesem Zeitpunkt nicht mehr geschossen?
    A.: Nee, Was denkst Du? Er hat noch die Hände gehoben, aber da war es schon zu spät. Das hätte natürlich nicht passieren sollen, aber nun ist es mal so. (…)

    Gibt es dazu auf deutscher Seite irgendwelche Informationen. Ich habe jedenfalls noch nie was davon gehört.
    Gruß
    Joseph
     

    Anhänge:

    Zuletzt bearbeitet: Nov. 25, 2021
  2. simondrei

    simondrei Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser

    Hallo Joseph,

    meiner Meinung nach absoluter Blödsinn!
    Wenn sich das unter den Soldaten rumgesprochen hätte, wären die MG-Schützen
    alle desertiert!
    Die Deutschen hatten ja auch Säuglinge an belgische Scheunentore genagelt!;)
    Also für mich ist das alles die typische Kriegspropaganda!

    Gruß,
    Jörg
     
  3. Edelweiß21

    Edelweiß21 Moderator Mitarbeiter AbzeichenMod

    Und was sollte der Sinn davon gewesen sein? Mir mag irgendwie keiner einfallen... Für mich auch Blödsinn.

    Gruß
     
  4. 91-old-inf

    91-old-inf Aktives Mitglied AbzeichenUser

    Vergessen Sie nicht die Kreuzigung des Kanadiers!
     
  5. kb_rir2

    kb_rir2 Sehr aktives Mitglied / Sponsor AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Ja. Ich sehe da auch absolut keinen Sinn. Am ehesten hätte ich mir noch vorstellen können, dass man zur gegebenenfallsigen Stabilisierung des Geschützes irgendwelche Gurte befestigen konnte.
    Von meinem Großvater weiß ich, dass man mit den M.G.'s ganz schön zu "rappeln" hatte.
    Manche Franzosen im Forum sahen das auch ziemlich entspannt. Einer meinte, gleich wird einer daherkommen, der behauptet, er hätte mit vorgehaltenem Stangenbrot einen Schützengraben voller Deutscher gefangen genommen.
    Herzliche Grüße
    Joseph
     
  6. Ruhrpottpreuße

    Ruhrpottpreuße Administrator / Sponsor Mitarbeiter AbzeichenAdmin AbzeichenSponsorNeu

    Hallo!
    Ich schließe mich den Vorrednern an. Alles Propaganda. Meines Wissens existieren auch für die anderen hier erwähnten "Vorfälle" keine Belege, Beweise o.ä.
     
  7. Amberg

    Amberg Super-Moderator z.D. / Sponsor AbzeichenSumo AbzeichenSponsorNeu

    Moin,
    vielleicht wurde mal die gefallene Bedienungsmannschaft eines MG gefunden, die noch die Schleppgurte am MG befestigt hatte. Also gerade beim Schleppen war. Aus den Gurten wurden dann halt Ketten. .... :cool:
    Ansonsten würde ich das auch als Unsinn abtun.
    Gruß
    Wolfgang
     
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  8. Charlie

    Charlie Super-Moderator / Sponsor Mitarbeiter AbzeichenSumo AbzeichenSponsorNeu

    Ich schließe mich Wolfgang an, alles andere ist undenkbar.
    Gruß
    Charlie
     
  9. IR 465

    IR 465 Sehr aktives Mitglied / Sponsor AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Moinsen!
    Wenn diese Legende existiert hat, dann könnte der darin enthaltene Subtext meiner Meinung nach die Behauptung aufstellen, daß die deutschen Offiziere so grausam waren, daß sie ihre Soldaten an die MGs ketteten, damit sie kämpfen - obwohl sie eigentlich schon kriegsmüde waren.
    Die Behauptung, der Gegner sei eigentlich schon demoralisiert und damit der eigene Sieg so gut wie sicher, gehört seit je zur dienstlich gelieferten Ausrüstung von Soldaten, die man in eine Schlacht schickt.
    Der wahre Kern an dieser Legende besteht freilich darin, daß unter militärischen Ausnahmebedingungen zur Aufrechterhaltung der Disziplin mitunter drastische Maßnahmen nötig sind.
    Gruß Markus
     
  10. kb_rir2

    kb_rir2 Sehr aktives Mitglied / Sponsor AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Guten Abend,
    na, das klingt ja fast so, als wäre so etwas praktiziert worden. Ich kann es mir nach wie vor nicht vorstellen. Von meinem Großvater kenne ich eigentlich nur den "umgekehrten Fall". Mehr als einmal verteidigte er eine Sappe, während neben ihm ein Leutnant vor Angst schlotterte.
    Trotzdem interessant.
    Joseph
     
  11. kb_rir2

    kb_rir2 Sehr aktives Mitglied / Sponsor AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Hallo,
    muss leider nochmals auf dieses leidige Thema zurückkommen. Es hatte mir keine Ruhe gelassen. In der RG des 9(kgl.sächs.) IR 133 (v.Kotsch) s. 243 scheint es doch klare Hinweise zu geben, dass das "Anbinden" (noch dazu vor dem Feind!) bewusst als Disziplinarstrafe (anstatt des verschärften Arrests) eingesetzt worden ist. Nachdem sich der Autor zuvor lang und breit über die "Verlodderung" der Armee nach dem glanzvollen Beginn von 1914 auslässt, kritisiert er ein offensichtlich gegen Ende des Krieges eingegangenes Verbot und kommt zu den folgenden Aussagen:
    anbinden01.png anbinden02.png


    Es wird zwar nicht gesagt, dass man die Delinquenten an Maschinengewehre befestigt hat, aber an den Drahtverhau wird man sie wohl kaum angekettet haben.
    Ich bin jedenfalls entsetzt. Wahrscheinlich hat der Herr Generalleutnant diese "Maßnahme zur Förderung der Desertion" bis zu seinem Tod für das Gegenteil davon gehalten.

    Werde mich jetzt überwinden müssen, noch weitere bayerische Regimentsgeschichten zu lesen. Ich möchte gerne glauben, dass es so etwas dort nicht gab.

    Joseph
     
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  12. IR 134

    IR 134 Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Servus Joseph.

    Leider wurde das Anbinden, wohl insbesondere an Baumstämmen, tatsächlich auch in der Praxis durchgeführt und ja, das auch in Bayern.

    Ich zitiere eine Szene aus dem Buch Infantrist Perhobstler

    "Hinter dem Dorf hielten wir. Wir schauten auf eine Wiese, auf der einige Belgier arbeiteten. Zwei davon streckten die Zunge heraus und zogen mit dem Finger einen Strich über die gestreckte Kehle. Mehrere riefen: [Anm. die bayerischen Solaten im Transportzug]: "Ihr Drecksschlawiner." Da zeigten sie uns die Ärsche und klopften sich mit der Hand drauf. Dorn lud sein Gewehr und wollte ihnen vor die Füße schießen. Doch ich hielt ihn davon ab. Denn der Zug hielt; er hätte mit dem Schuß gar die Offiziere alarmieren können und wäre dann bestraft worden. "Wie bestraft?" fragte Dorn. "Wirst vielleicht auf das Dach gebunden!"


    Zu dieser Szene gibt es eine Fußnote zur Erklärung: "Das "Anbinden" war eine Strafe, die im Feld an die Stelle des Arrest trat, wenn dieser nicht durchführbar war. Zweistündiges Anbindenentsprach 24 Stunden strengen Arrests; 1917 abgeschafft.

    Sollte Dir das Buch unbekannt sein, kann ich es Dir allerwärmstens empfehlen. Eines der Besten seiner Art!
    Dort werden auch unerfreuliche Gestalten der bayerischen Armee erwähnt, wie bspw. der "Bayernschreck" Hugo Ritter von Huller, der hier im Forum bereits Thema war:
    https://www.feldgrau-forum.com/thre...ekdoten-deutscher-soldaten.37510/#post-181182

    Grüße Stefan
     
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  13. Charlie

    Charlie Super-Moderator / Sponsor Mitarbeiter AbzeichenSumo AbzeichenSponsorNeu

    Das Anbinden war auch in der britischen Armee üblich, nach heutigen Maßstäben brutal, aber weniger brutal als die Auspeitschung, die es ersetzte.
    https://en.wikipedia.org/wiki/Field_punishment
    1881-1923
    Feldbestrafung Nummer Eins.
    Die Feldbestrafung wurde 1881 nach der Abschaffung der Auspeitschung eingeführt. Sie war eine gängige Strafe im Ersten Weltkrieg. Ein kommandierender Offizier konnte eine Feldstrafe von bis zu 28 Tagen verhängen, während ein Kriegsgericht sie bis zu 90 Tagen verhängen konnte, entweder als Field Punishment Number One oder Field Punishment Number Two.
    Die Feldstrafe Nr. 1, oft abgekürzt als "F.P. Nr. 1", "Nr. 1 Feld" oder auch nur "Nr. 1", bestand darin, dass der Verurteilte in Fesseln und Handschellen oder ähnlichen Fesseln an einen festen Gegenstand, wie z. B. ein Geschützrad oder einen Zaunpfahl, für bis zu zwei Stunden pro Tag gefesselt wurde. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die Strafe häufig mit ausgestreckten Armen und zusammengebundenen Beinen verhängt, was zu dem Spitznamen "Kreuzigung" führte. Diese Strafe wurde bis zu drei von vier Tagen angewandt, insgesamt bis zu 21 Tage. Sie wurde in der Regel in Feldstraflagern vollzogen, die zu diesem Zweck einige Kilometer hinter der Frontlinie eingerichtet wurden, aber wenn die Einheit in Bewegung war, wurde sie von der Einheit selbst durchgeführt. Es wurde behauptet, dass diese Bestrafung manchmal in Reichweite des feindlichen Feuers durchgeführt wurde. Während des Ersten Weltkriegs wurde die Feldbestrafung Nummer Eins von der britischen Armee in 60.210 Fällen verhängt.
    Gruß
    Charlie
     
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  14. kb_rir2

    kb_rir2 Sehr aktives Mitglied / Sponsor AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Mir verschlägt es jetzt erstmal die Sprache.
    Ich habe ja mittlerweile x Stammrollen durchgeblättert, aber bewusst noch nie einen Eintrag von einer Strafe gefunden. Muss dann doch relativ selten gewesen sein.
    Aber es ist schon eine eigene Sorte von Mensch im Militär. Das scheint auch auf die Ehefrauen abgefärbt zu haben. Als ich als "Zivi" 1972 eine ältere Dame vom S-Bahnhof Unterschleißheim abholen sollte, merkte ich gleich, dass sie mich schon die ganze Zeit fixiert hatte. Sie wollte mir zuerst nicht "gestatten", ihre grausig schweren Koffer zu schleppen. Schließlich outete sie sich als Generalswitwe WK I. Unter Hinweis auf meine religiösen Beweggründe (die aber ihr gegenüber eher vorgeschützt waren) konnte ich mir das "Vorrecht", die Koffer zu schleppen, gerade noch sichern.
    Später haben wir uns dann ganz gut verstanden. Mittlerweile bedauere ich sehr, dass ich mir Ihren Namen nicht gemerkt habe.
    Habe die Ehre!
    Joseph
     
  15. kb_rir2

    kb_rir2 Sehr aktives Mitglied / Sponsor AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    paul von kneußl.jpg
    Servus Stefan,
    "oh mei", langsam scheine ich in der Realität anzukommen. Vor Kurzem habe ich das Regiment meines Großvaters im französischen Forum noch rausgehauen. Die "Lichtgestalt" Brigade-General Paul Ritter von Kneußl, der die Preußen und Ineffektivität hasste, soll ja in Lunéville Ende August 1914 die Zivilbevölkerung sehr geschont haben. Wird hoffentlich gestimmt haben!
    Damals hat man der Familie des gefallenen gegnerischen Oberstleutnants allerdings auch noch ganz ritterlich den Orden der Ehrenlegion auf dem "Dienstweg" übersandt.
    Ja, so wars!
    Joseph
     
  16. Red Baron

    Red Baron Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser

    Hier aus einem österreichischen und deutschen Militärlexikon.

    Gruss

    Andreas
     

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  17. AnKi1979

    AnKi1979 Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser

    Mir ist ein dokumentierter Vorfall bekannt, bei dem ein 68iger in den ersten Kriegswochen auf dem Vormarsch an einem Bagagewagen festgebunden wurde und so der kämpfenden Truppe folgen musste.

    Ein Offizier hatte nach dessen Feldflasche verlang. Und dieser ist dem Verlangen des Offiziers nicht nachgekommen.
     
  18. Fritzz

    Fritzz Aktives Mitglied AbzeichenUser

    Hat jemand einen Militärpass in dem solche Strafen dokumentiert sind? Militärpass-1. WK-6.jpg
     
  19. kb_rir2

    kb_rir2 Sehr aktives Mitglied / Sponsor AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Oh! Danke! Ich habe mich zwischenzeitlich in dieses leidige Thema etwas mehr eingelesen und stelle fest, dass die Ausführungsbestimmungen von 1873 nicht immer eingehalten wurden. Hier der Wortlaut der "Allerhöchsten Ordre":

    Allerhöchste Ordre, betreffend die Einführung des Militär-Strafvollstreckungs-Reglements. Vom 2. Juli 1873. Nebst einem Auszuge aus diesem Reglement
    § 22.
    Vollstreckung des Arrestes bei Mangel geeigneter Arrestzellen . * )
    Wenn im Felde der über Unteroffiziere und Gemeine verhängte gelinde, mittlere oder strenge Arrest, den örtlichen Verhältnissen nach, weder in einem Orts -Gefängniß , noch in einem anderen zur Strafvollstreckung geeigneten Lokale verbüßt werden kann, auch die Strafvollstreckung aus dienstlichen Gründen keinen Aufschub erleidet, so ist dem Verurtheilten statt der erkannten
    Arreststrafe für die Dauer der Strafe, während seiner dienstfreien Zeit , der Aufenthalt auf einer Wache als Arrestant, ohne Entziehung seiner Kompetenzen , anzuweisen.
    Hiermit ist zu verbinden:
    1. wenn die verhängte Arreststrafe in mittlerem Arrest besteht:
    die Heranziehung zu beschwerlichen Dienstverrichtungen außer der Reihe,


    2. wenn die verhängte Arreststrafe in strengem Arrest besteht: Anbinden, oder Gewehr- oder Satteltragen zwei Stunden täglich.

    Das Anbinden des Arrestaten geschieht auf eine der Gesundheit desselben nicht nachtheilige Weise, in aufrechter Stellung, den Rücken nach einer Wand oder einem Baume gekehrt, dergestalt, dass er sich weder setzen noch legen kann. Das Gewehr- oder Satteltragen besteht darin, dass der Arrestat im Stillstehen oder Umhergehen eine fünfzehn Kilogramm nicht übersteigende Last, welche durch Gewehre oder durch an hölzerne Stangen befestigte Sättel oder andere Ausrüstungsstücke gebildet wird, auf einer Schulter oder auf beide Schultern ungleich vertheilt, zu tragen hat.
    Zweistündiges Anbinden oder zweistündiges Gewehr- u.s.w. tragen, in Verbindung mit dem Aufenthalt des Arrestaten auf der Wache, steht einem eintägigen strengen Arreste gleich. Am vierten, achten und demnächst an jedem dritten Tage fällt das Anbinden oder Gewehr- u. Tragen fort.
    Die Strafvollstreckung erfolgt unter militärischer Aufsicht an einem vor den Augen des Publikums möglichst geschützten Orte."

    Es ist also nicht auszuschließen, dass im einen oder anderen Fall auch mal ein MG als "Baum" oder "Wand" dienen musste. Im französischen Forum wird darüber eher mitleidig gelächelt. Angeblich soll Petain renitente Poilus ohne Waffen ins Niemandsland getrieben haben.

    Gruß Joseph


     
    fuchsi gefällt das.
  20. Alpenkorps1915

    Alpenkorps1915 Moderator Mitarbeiter AbzeichenMod

    Ist leider wohl die falsche Seite, oder bin ich blind? Bei Strafen steht jedenfalls "keine".

    Gruß
    Immanuel
     
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